Wenn folgendes eintrifft, hat diese Aktie aus dem Finanzbereich Verdopplungspotenzial!
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Liebe Leser,
die Aktie der Konsumentenkredite-Plattform Lending Club hat seine Aktionäre seit dem IPO 2014 enttäuscht. Allein von den Höchstkursen im Jahr 2021 musste die Aktie über 80 Prozent seines Kurses einbüßen, obwohl die Zahlen des Managements im Jahr 2022 das lieferten, was sie versprachen.
Quelle: Daten/Graphs im Aktien Terminal von TraderFox
Geschäftsmodell von Lending Club
Begonnen hat Lending Club als Peer-to-Peer Kredite (P2P Lending) - Plattform. Trotz Marktführerschaft mit der Akquise von über 4 Mio. Kunden waren sie mit P2P-Krediten nicht profitabel. Im Februar 2020 gab Lending Club dann die beabsichtige Akquisition der Radius Bank bekannt. Ein Jahr später wurde die Akquisition zu einem Preis von 185 Mio. US-Dollar abgeschlossen. Eine eigene Banklizenz sorgt nun für ein teilweise anderes Geschäftsmodell. Mit der reinen Online-Bank hat man sich vom ursprünglichen Geschäftsmodell als Pionier für P2P-Kredite verabschiedet. Lending Club kann nicht als klassische Bank gesehen werden, sondern als reine digitale Neobank. Die Vorteile einer Banklizenz können somit mit den Vorteilen eines Fintech-Unternehmens kombiniert werden.
Um eine "rundum kundenfreundliche Online-Bank" zu werden, werden Onlineangebote wie Giro- und Sparkonten angeboten und zusätzlich nach wie vor persönliche Kredite in den USA angeboten. Lending Club ist nach wie vor Amerikas größter Online-Marktplatz für Privatkredite und die führende Marktplatzbank, die Kreditnehmer und Investoren zusammenbringt. Gegründet wurde ursprünglich das Unternehmen, um die Bankenbranche zu transformieren, indem ein traditionelles Kreditprodukt, der Ratenkredit, in das digitale Zeitalter gebracht wird.
Seit der Gründung hat man Kredite in Höhe von über 63 Mrd. US-Dollar vergeben. Das Geschäftsmodell ermöglicht es Bankpartnern, die kompletten Kosten für das Kreditmarketing und die Kreditvergabe einzusparen. Die Plattformen ermöglichen den Investoren, Darlehen auf aktiver oder passiver Basis, in größeren Mengen oder als Einzeldarlehen, zu erwerben. 40 Prozent der amerikanischen Haushalte haben über 1 Billion Dollar an revolvierenden Schulden und zahlen geschätzte 111 Milliarden Dollar an Gebühren und Zinsen allein im Jahr 2021. Im Jahr 2022 wird ihr durchschnittliche Kreditkartentarif um über 400 Basispunkte auf über 20 Prozent steigen und das wird sich bis 2023 fortsetzen. Lending Club hilft US-Amerikanern mehr von dem zu behalten, was sie verdienen, indem sie Zugang zu erschwinglicheren Krediten verschaffen.
Quartalszahlen Q4 2022
Quelle: Q4 2022 Earnings Presentation Lending Club
Am 25. Januar wurden die Zahlen für das Q4 2022 sowie das Gesamtjahr präsentiert. Sowohl Umsatz- als auch Gewinnerwartungen wurden erfüllt und befanden sich trotz schwieriger Rahmenbedingungen sogar im oberen Rahmen. Rund 14 Prozent der Belegschaft mussten gehen. Angesichts der fallenden Umsätze im Kreditmarktplatz muss die Kostenbasis gesenkt werden.
Damit versucht das Management zwischen 25-30 Mio. US-Dollar einzusparen. Die Profitabilität soll dadurch trotz erwarteter rückläufiger Umsätze in diesem Jahr gesichert werden. In Zeiten steigender Zinsen, rückläufiger Kreditvolumina und höheren Kreditausfallraten konnte Lending Club trotz Restrukturierungskosten in Millionenhöhe einen Nettogewinn von knapp 24 Mio. US-Dollar im vierten Quartal 2022 einfahren.
Auch für das abgelaufene Jahr konnte das Management seine Guidance einhalten und bei einem Umsatz in Höhe von 1,2 Mrd. US-Dollar einen Nettogewinn von 290 Mio. bzw. 146 Mio. US-Dollar, bereinigt durch eine Steuergutschrift, erzielen. Prognostiziert hatte man im Vorfeld einen Umsatz zwischen 1,1-1,2 Mrd. US-Dollar und einen Nettogewinn in Höhe von 130-150 Mio. US-Dollar. Aber wir können festhalten: Wenn sich das konjunkturelle Umfeld eintrübt, wird auch die Nachfrage nach Krediten bei steigenden Zinssätzen schwächer ausfallen. Das führt dann eben in Zeiten wie diesen zu abschwächenden Marketplace-Umsätzen.
Aufgrund der Tatsache, dass Lending Club vornehmlich unbesicherte Privatkredite vergibt, gehört das Unternehmen damit zum risikoreicheren Spektrum unter den Banken. Aufgrund des schwierigen makroökonomischen Umfelds hat Lending Club sein Kreditportfolio auf mehr Superprime-Kunden ausgeweitet. Infolgedessen hat das Management das Kreditportfolio auf einen höheren FICO-Score (ähnlich wie die SCHUFA bei uns in Deutschland) von 730 umgestellt. Auch wenn dadurch die Durchschnittsrendite des Kreditportfolios etwas niedriger ausfällt, so ist dies definitiv angesichts eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds die richtige Entscheidung.
Der Zinsanstieg der FED ging relativ rasch, sodass aufgrund der Kombination aus niedrigeren Bruttorenditen und höheren Mittelkosten die Nettomarge leidet. Dies sollte sich jedoch bei dann bald stagnierenden oder leicht fallenden Zinsen wieder zum positiven wenden.
Bewertungsmethodik CECL lässt Gewinne unterschiedlich bewerten
Beim ausgewiesenen Gewinn darf man derzeit eines nicht übersehen. Aufgrund der rechtlichen Vorgaben mittels der Methodik "Current Expected Credit Losses" (CECL) müssen Kreditgeber unabhängig von der Bonität oder Sicherheiten des Schuldners im Moment der Kreditvergabe eine Rückstellung in Höhe aller möglichen Ausfallrisiken über die gesamte Laufzeit des Kredits bilden. Es erfolgt hier keine individuelle Risikoeinschätzung mehr, sondern je nach wirtschaftlicher konjunktureller Lage müssen die Rückstellungen pauschal erhöht oder verringert werden.
Bei jeder Neukreditvergabe werden die Gewinne erst einmal automatisch mit einem Verlust in Höhe der Rückstellungen reduziert, obwohl kein tatsächlicher Verlust entstanden ist. Erst bei vollständiger Kreditrückzahlung darf die Rückstellung aufgelöst werden. Dann ergibt sich wieder ein Sonderertrag, obwohl hier auch kein tatsächlicher Gewinn stattfindet. Man kann also gut erkennen, wie verzerrend das ganze ist und wie schwierig die Gewinne wirklich beachtet werden können.
Fazit
Lending Club lässt sein altes Geschäftsmodell hinter sich und kann die Vorteile eines Fintech-Unternehmens mit den Vorteilen eines Bankinstitutes kombinieren. Der Börsenwert beträgt aktuell nur 1,07 Mrd. US-Dollar. Das KUV liegt nur bei 0,8. Das KGV ist im einstelligen Bereich. Sobald sich das Zinsumfeld und die konjunkturelle Nachfrage verbessert, werden auch wieder mehr Kredite nachgefragt und die Ausfallraten sinken. Damit werden auf einen Schlag Rückstellungen aufgelöst, was dann die Gewinne durch Sondereffekte explodieren lässt.
Bereits jetzt schafft es das Management trotz dieses wirtschaftlichen Gegenwindes profitabel zu arbeiten. Man kann sich ausdenken, was passiert, wenn es ein Softlanding in der Wirtschaft in den USA gibt. Bisher sieht es so aus, dass der Arbeitsmarkt sehr robust bleibt und die USA die Rezession womöglich vermeiden kann bzw. nur sehr leicht spüren dürfte. Lending Club ist eine Aktie mit einem großen Potenzial. Allerdings ist es natürlich aufgrund dieser starken Schwankungen bei erhöhtem Risiko eine Aktie für Anleger mit starken Nerven. Das Chance-Risiko-Verhältnis sehe ich hier auf Sicht der nächsten 1-2 Jahre sehr gut.
Liebe Anleger, liebe Trader,
ich wünsche Euch noch viele erfolgreiche Investments!
Bis zur nächsten spannenden Story,
Michael Seibold
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