Hapag-Lloyd – Container-Reederei profitiert von hohen Frachtraten, doch die Meinungen der Analysten gehen weit auseinander: 42 % Kurspotenzial vs. 48 % Kursverfall
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Ist "Lieferengpass" eigentlich zum Wort des Jahres gekürt worden, oder kommt das erst in diesem Jahr? Niemand, der regelmäßig die Tagesnachrichten verfolgt, kommt an dem Thema vorbei. Halbleiter fehlen in allen Industrien. Haben Sie inzwischen ihr 2020 bestelltes Auto in der gewünschten Variante bekommen? Wahrscheinlich musste der Hersteller auf eine Alternative bei einem der durch Halbleiter gesteuerten Fahrassistenzsysteme ausweichen, weil der nötige Chip nicht kam.
Anderes Beispiel: Elektrofahrräder haben einen Nachfrageboom in der Pandemie erfahren. Plötzlich wollte niemand mehr in den Bus oder die S-Bahn steigen, weil dort die Gefahr sich mit Covid-19 anzustecken höher vermutet wurde, als wenn einem der frische Fahrtwind um die Nase bläst auf dem Rad. Aber gehen Sie mal in einen Fahrradladen und versuchen Sie ein E-Bike zu kaufen. Die Antwort wird lauten: "Kommen Sie in einem halben Jahr wieder, wenn die Akkus aus Fernost eingetroffen sind – frühestens".
Engpass China
Das scheint das große Problem zu sein: Fernost, China. Mit der Zero-Covid-Politik, die die Regierung in China verfolgt, kommt es regelmäßig zu Schließungen von Häfen bzw. ganzen Hafenstädten, wenn sich auch nur ein paar Arbeiter oder Einwohner infiziert haben. Sowas merken alle Industrien in einer Welt, die sich auf Just-in-Time-Lieferungen eingerichtet hatten.
Diese Entwicklung bei den Lieferketten habe sich laut "Börse Online" deutlich in den Preisen für den Transport niedergeschlagen. Vor 18 Monaten habe der Preis für den Transport eines Standard-40-Fuß-Containers von China nach Rotterdam rund 2.000 USD gekostet. Heute müssten Kunden dafür stolze 15.000 USD berappen. Eine Entspannung der Situation sei laut Experten noch nicht in Sicht. Wir müssten mit logistischen Problemen und hohen Frachtraten leben im Jahr 2022, wenn nicht länger.
Container-Reederei profitiert
Meist ist es aber so, dass irgendwer von solch einer belastenden Entwicklung profitiert, frei nach dem Motto "Des einen Leid ist des anderen Freud". Und einen dieser Profiteure könne man schnell finden. Die Hamburger Container-Reederei Hapag-Lloyd habe ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr 2021 gehabt. Das Ergebnis vor Steuern habe Hapag-Lloyd um das Siebenfache gegenüber dem Vorjahr steigern können. Als operativen Gewinn habe man 9,4 Mrd. Euro eingestrichen.
Wenn man davon ausgehe, dass die Frachtraten für Container auch 2022 weiter hoch bleiben dürften, könne der geschäftliche Auftrieb bei der Reederei anhalten, selbst wenn Hapag-Lloyd bei längerfristigen Verträgen sicherlich einige Zugeständnisse an die Preise geben werde. Dennoch würden die Hamburger weit mehr verdienen, als in den Jahren vor Ausbruch der Pandemie. Und selbst wenn sich Kunden mit langfristigen Verträgen günstiger Preise sichern könnten, gebe das höhere Niveau der Frachtraten dem Konzern Planungssicherheit. Das dürfe der Bilanz Stabilität verleihen. Genaueres dazu werde der Konzern im März beim Ausblick bekanntgeben. "Börse Online" geht von einer optimistischen Prognose des Konzerns für 2022 aus und rät mit einem Kursziel von 330 Euro zum Kauf (42 % Potenzial).
Das meinen die anderen Analysten
Die "Deutsche Bank" teilt die positive Einschätzung für Hapag-Lloyd und erwartet auch einen positiven Ausblick der Transportbranche in der laufenden Berichtsaison. Das Kursziel für Hapag-Lloyd hat Analyst Andy Chu kürzlich von 324 auf 334 Euro angehoben (44 % Potenzial).
Ganz anders werden allerdings die Aussichten für Hapag-Lloyd von der US-Investmentbank Goldman Sachs und der Privatbank Berenberg beurteilt. Beide Analysten sehen die Aktie vor einer starken Abwärtsbewegung. Das Kursziel von 120 Euro geht jedenfalls von einem Kursverfall im Bereich von 48 % aus. Auch wenn Hapag-Lloyd im laufenden Geschäftsjahr noch vom erhöhten Preisniveau der Container profitieren werde, sei in den Jahren 2023 und 2024 ein deutlicher Rückgang zu erwarten, wenn sich das Verhältnis von Kapazitäten und Nachfrage wieder ungünstiger werde, so Analyst Patrick Creuset von Berenberg. Auch Goldman-Sachs-Analyst William Fitzalan Howard verweist auf den hauseigenen Indikator für Frachtrate, der auf eine zeitnahe Normalisierung der Frachtraten hindeute.
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
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