Eskalation oder Entspannung – wann sich ein Leerverkauf im Energiesektor lohnen könnte
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Liebe Leser,
die Märkte bleiben weiter turbulent. Die großen Indizes gaben zum Wochenende deutlich nach und bleiben vorerst weiter unter ihren 200-Tage-Linien. Der Fear-and-Greed-Index signalisiert anhaltende Unsicherheit und Zurückhaltung unter den Marktteilnehmern.
Die Schwäche im Tech- und Growth-Sektor dürfte bei einigen Anlegern zunehmend an den Nerven zehren; und auch kurz- bis mittelfristig orientierte Swing-Trader benötigen im aktuellen Marktumfeld weiter Geduld.
Im Energie-Sektor hagelt es hingegen stetig neue 52-Wo-Hochs. Der Energie-Sektor (Kohle, Öl, Gas) zeigt sich schon seit Monaten stark. Nun werden die Kurse durch die Angst vor einer Eskalation im Ukraine-Konflikt weiter befeuert.
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Oil & Gas steht aktuell im Rampenlicht im TraderFox Trading-Desk
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Im aktuellen Marktumfeld stellt sich nun allerdings die Frage, ob sich das Aufspringen auf die Energie-Rallye noch lohnt oder ob der Öl-Markt bereits kurz vor einer Überhitzung steht. Wie geht der Ukraine-Konflikt aus und welche weiteren Szenarien können zukünftig auf die Energieaktien einwirken?
Öl und Gas mit Ausbruch auf neue Hochs
Die relative Stärke des Öl-Marktes dürfte in den vergangenen Wochen kaum einem entgangen sein. Die Öl-Rallye hat sich mit gestiegenen Heizkosten und Spritpreise auch in den Privathaushalten bemerkbar gemacht.
Öl versucht sich am Big Picture Ausbruch – Wird jetzt auch die Hürde von 100 USD genommen?
Die hohen Ölpreise zeigen sich nun auch in den Quartalszahlen der Öl-Companies. Bereits letzte Woche haben wir auf die starken Zahlen des Öl-Konzerns Exxon Mobil hingewiesen. Vergangene Woche kamen zwei weitere Öl-Aktien hinzu, die mit hohem Kaufdruck auf die starken Quartalszahlen reagierten.
Patterson-UTI Energy (ISIN: US7034811015) betreibt Geschäfte mit Öl-Bohrinseln und Druckpumpen. Für das abgelaufene Q4 2021 wurde ein Nettoverlust von 0,38 USD je Aktie berichtet. Der Verlust fiel zwar etwas höher aus, als von den Analysten erwartet, lag aber deutlich unter dem Verlust von 0,57 USD je Aktie aus dem Vorjahreszeitraum. Der Umsatz konnte zudem um 111% ggü. dem Vorjahr auf 466,5 Mio. USD gesteigert werden. Der Cashflow für das Jahr 2022 soll zudem laut Management weiter steigen.
Patterson-UTI strebt nach starken Quartalszahlen auf neue 52-Wochen-Hochs
Ein ähnlich starkes Chart-Bild zeigt aktuell auch die Aktie von NexTier Oilfield (ISIN: US65290C1053). Die Drilling-Company hob im Januar die Prognose für das Q4 2021 an. Der Umsatz soll über 25% ggü. dem Q3 steigen. Das EBITDA soll zudem bei rund 75-80 Mio. USD liegen, was die Konsenserwartungen von 48,2 Mio USD deutlich übertrifft. Die Übersicht der Umsatz- und Gewinnentwicklung zeigt zudem, dass noch reichlich Potential bis zum Erreichen des Vorkrisenniveaus besteht.
Das Vorkrisenniveau bei Umsatz und Gewinn ist noch nicht wieder erreicht
Kohlepreise explodieren dank der konjunkturellen Erholung
Die Kohleaktien zeigten letzte Woche ebenfalls ein geschlossen starkes Bild. Die Nachfrage nach Kraftwerkskohle ist aufgrund des zunehmenden weltweiten Stromverbrauchs im Vergleich zum Pandemiezeitraum deutlich gestiegen, was sich auch in den Quartalszahlen bemerkbar machte.
Das Kohlebergbauunternehmen Peabody Energy (ISIN: US7045511000) präsentierte starke Q4-Ergebnisse und gab zusätzlich optimistische Aussichten für das weitere Jahr 2022. Die Zahlen von CONSOL Energy (ISIN: US20854L1089) wurden ebenfalls positiv aufgenommen. Der durchschnittliche Verkaufspreis für Kohle lag im Q4 rund 31% über dem Vorjahreszeitraum und sorgte für gute Ergebnisse.
Liefern die Quartalszahlen den positiven Impuls zur Trendforsetzung?
Trotz der positiven Aussichten ist jedoch fraglich, wie langfristig die Preisentwicklung am Kohlemarkt anhält. Die U.S. Energy Information Administration schätzt, dass der US-Kohleverbrauch in den Jahren 2022 und 2023 konstant bleibt. Wachstum im Umsatzbereich ist somit mittelfristig nicht in Sicht. Die Gesamtkohleproduktion in den USA soll bis 2023 allerdings um rund 3% steigen, was den Kohle-Preis leicht senken dürfte.
Lohnt sich jetzt noch der Einstieg – Marktzyklen, Übertreibungen, Konflikte
Den überwiegend positiven Geschäftsberichten von Unternehmen im Öl-, Gas- und Kohlemarkt stehen eher mäßige Wachstumsaussichten gegenüber. Sofern die Schätzungen für die Nachfrage in den kommenden Jahren zu niedrig sind, könnten die Kurse zwar auch mittelfristig weiter steigen. Die zyklische Nachfrage wird auf kurz oder lang aber zu einer natürlichen Begrenzung der Energiepreise führen, sodass eine jahrelange Rallye bei den Energie-Aktien aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich ist.
Dies gilt besonders, da Öl und Kohle zu den Hauptverursachern des Klimawandels gehören und die Nachfrage in den nächsten Jahrzehnten drastisch zurückgehen wird. Bereits heute werden saubere Alternativen wie grüner Wasserstoff, Solar- und Windenergie heiß gehandelt.
Zusätzlich dürfte das Angebot an Öl und Kohle in den kommenden Jahren weiter steigen. Die Zahl der US-Ölbohranlagen wurde seit der Pandemie stetig gesteigert. Zudem liegen Hoffnungen auf den Gesprächen zwischen USA und dem Iran. Ein mögliches Atomabkommen könnte eine Wende im globalen Erdölmarkt auslösen und der künstlichen Verknappung entgegenwirken.
Bleibt noch der Ukraine-Konflikt, deren Ausgang aktuell kaum vorherzusagen ist. Wenngleich die Situation weiter Sprengstoff für den Energiemarkt birgt, so machen die Gesprächsbereitschaft von Putin und die diplomatischen Bemühungen der internationalen Regierungen Hoffnung auf eine außerkriegerische Lösung. Die Absage an eine schnelle NATO-Aufnahme der Ukraine aus dieser Woche könnte weiter Wind aus den Segeln nehmen.
Fazit: Trendfolge vs. Leerverkauf im Energiesektor?
Die Gründe für den Anstieg im Energiesektor sind fundamental hinterlegt und zeigen die überdurchschnittlich hohe Nachfrage nach Energie. Dass die Kurse trotz der bisherigen Anstiege noch weiteres Potential besitzen, sollte aktuell nicht ausgeschlossen werden. Ein Leerverkauf ist daher zum jetzigen Zeitpunkt zu früh.
Allerdings wirken die Charts einiger Energie-Aktien im Moment überhitzt. Zudem sind langfristige Investments in Öl- und Kohle-Aktien aufgrund des Klimawandels nicht besonders attraktiv. Sollten institutionelle Anleger in naher Zukunft Liquidität benötigen, würden sich die gut gelaufenen zyklischen Energieaktien für den Verkauf besonders anbieten. Für Trader könnte es sich daher lohnen, sich bereits jetzt auf eine Korrektur des Energiesektors vorzubereiten.
Wann und wie stark die Korrektur kommt, kann nicht vorhergesagt werden. Hinweise auf ein baldiges Ende der Energierallye wären jedoch die Ausbildung von Tops und das nachhaltige Unterschreiten wichtiger gleitender Durchschnitte. Zudem sollten Trader darauf achten, ob die Verkaufswellen mit hohem Handelsvolumen erfolgen, bevor sie mit kurzfristigen Short-Spekulationen auf die Preiskorrekturen im Energiesektor setzen.
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Ich wünsche euch für euer Handeln an den Kapitalmärkten viel Erfolg!
Bis zum nächsten Mal
Jonas Hofmann
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