Goldman Sachs warnt vor europäischen Unternehmen mit hohen China-Umsätzen – diese Branchen und Aktien sind davon betroffen
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Goldman Sachs hat jüngst eine Verkaufsempfehlung zulasten von europäischen Unternehmen ausgesprochen, die geschäftlich stärker in China engagiert sind. TraderFox berichtet und mit nur einem Klick erfahren Sie, welche Branchen und Aktien von dieser Warnung betroffen sind.
Politische Spannungen zwischen westlichen Demokratien und China sorgen in Verbund mit volkswirtschaftlichen Problemen (wie etwa eine Immobilienkrise) im Reich der Mitte dafür, dass viele Anleger Investments in China kritischer sehen als früher.
Interessante Überlegungen stellt in diesem Zusammenhang auch Christian Jasperneite, Chief Investment Officer bei M.M.Warburg & CO an, was sich in einer aktuellen Publikation der deutschen Privatbank wie folgt liest: "China richtet sich zunehmend nach der Devise aus, von der Welt unabhängig sein zu können, die Welt aber von sich abhängig zu machen. Für Unternehmen, die einen großen Teil ihres Umsatzes und Gewinns in China erzielen, sind das keine guten Nachrichten. Es steht zu befürchten, dass diese Erkenntnis bei vielen Unternehmen sogar noch gar nicht richtig angekommen ist – so wie auch die Tatsache, dass China mit Großprojekten chinesischer Big-Tech-Unternehmen die digitale Infrastruktur des globalen Südens gerade zu einem gewissen Grad neu erfindet und damit technische Standards, Geschäftsbeziehungen und insbesondere Abhängigkeiten etabliert, von denen China (und eben nicht die westliche Welt) in den kommenden Jahrzehnten dramatisch profitieren wird."
Luxusgütern und Autos droht Gegenwind aus China
Dazu passt auch, dass in der Vorwoche Goldman Sachs aus anlagetechnischen Überlegungen heraus eine Short-Empfehlung zu in China geschäftlich engagierten europäischen Unternehmen abgegeben hat. Die zuständigen Analysten verweisen dabei darauf, dass sich der hausintern erstellte China-Exposure-Korb seit Ende Februar schlechter entwickelt als der Markt und im Jahresvergleich ein Plus von weniger als 2 % erzielt hat.
Wie die Verkaufsempfehlung nahelegt, befürchtet Goldman Sachs eine weitere Underperformance im zweiten Halbjahr, da Luxusgüter und Autos im Korb mit 28 % gewichtet sind. In Europa hat man passend dazu Autos auf "untergewichten" herabgestuft und Konsumgüter & Dienstleistungen auf "neutral".
Zu den Gegenwinden die zu diesen Entscheidungen beigetragen haben, zählen der schleppende Konsum in China, die weitere Abwertung des chinesischen Yuan (siehe Abbildung) sowie die zunehmenden Zollrisiken für Elektrofahrzeuge, Spirituosen und Luxusgüter. Der Aktienkorb weist auch eine negative Korrelation mit dem Index für handelspolitische Unsicherheit auf.
Der Aktienkorb mit hohen China-Umsätzen performt traditionell schlecht, wenn der Yuan abwertet
Noch dürfte nicht alles Negative bereits in den Kursen stecken
Hinsichtlich der von dem skizzierten Denkansatz negativ betroffenen Branchen konstatiert Goldman Sachs folgendes: Luxusgüter erzielen 20 % ihres Umsatzes im Großraum China, und etwa 1/3, wenn chinesische Touristen, die nach Europa reisen, mit einbezogen werden.
Geschätzter Anteil der Verkäufe in China (in % des Gesamtumsatzes). Für Autos verwenden wir das Volumen-Exposure
Auf der Makroebene war das zweite Quartal ein schwaches Quartal, in dem das reale BIP-Wachstum in China von 6,6 % im ersten Quartal auf 1,8 % (Quartal für Quartal, annualisiert) fiel. Während die Exporte im Juni gegenüber dem Vorjahr um 9 % gestiegen sind und der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Juni zulegte, bleibt der Konsum schleppend, und der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor um fast drei Punkte auf 51,2 Punkte gefallen ist, den niedrigsten Stand seit Oktober 2023.
Auf der Mikroebene haben laut Goldam Sachs mehrere große Unternehmen ihre Prognosen aufgrund der Schwäche in China gesenkt (L'Oreal senkte seine Wachstumsprognose für den globalen Schönheitsmarkt für 2025 aufgrund eines stagnierenden Marktes in China; Nike senkte seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2025 deutlich, teilweise aufgrund schwacher Kommentare aus China; Estée Lauder senkte seine Umsatzprognose für den Rest des Jahres, da das Unternehmen mit einer schwachen Nachfrage nach seinen hochwertigen Produkten in China konfrontiert ist).
Die Aktienanalysten von Goldman Sachs haben ihre Prognose für die Luxusindustrie für 2024 um einen Prozentpunkt gesenkt, was auf die geringeren Inlandsausgaben in China zurückzuführen ist. Die Daten für den Monat Mai waren für einige der wichtigsten Indikatoren für die Inlandsausgaben, wie z.B. die Importe von Ledertaschen und die Exporte von Schweizer Uhren, besonders schwach, sodass die Analysten ihre Prognose für das Wachstum der Inlandsausgaben in China auf -3 % senkten (zuvor +5 %).
Zwar wurden die Ergebnisprognosen des eigenen Luxusgüterkorbs im letzten Jahr bereits stark gesenkt, doch die Analysten befürchten, dass noch weitere Herabstufungen erfolgen könnten. Die Bewertungsprämie des Aktienkorbs habe sich zwar verringert, liege aber immer noch auf dem hohen Niveau der Vergangenheit. Gleichzeitig bleibt Goldman Sachs aber optimistisch gestimmt, dass die Umsätze der Luxusgüter-Unternehmen als Ganzes immerhin um 10 % wachsen (gegenüber +13 % zuvor) können. Dies entspräche in etwa dem historischen Beta (2x) des Luxuswachstums zum chinesischen BIP.
Der europäische Luxus-Aktienkorb handelt derzeit mit einem Aufschlag von 64 % gegenüber dem Markt
Die in China exponierten Automobilhersteller sind die deutschen Anbieter Porsche, Mercedes, BMW und Volkswagen. Goldman Sachs macht sich hier Sorgen über mögliche Vergeltungsmaßnahmen Chinas nach den jüngsten Zöllen, welche die EU auf Importe von Elektrofahrzeugen aus China verhängt hat. Ferner erwarte der Konsens eine Verbesserung des Ergebniswachstums je Aktie im zweiten Halbjahr um 10 % - 20 % im Vergleich zum ersten Halbjahr. Dies sei eine Erwartungshaltung, die eine niedrige Messlatte für Enttäuschungen darstelle. Das makroökonomische Umfeld unterstütze eine solche Wachstumsbelebung jedenfalls nicht.
Die nachfolgende Grafik zeigt eine Aufstellung jener europäischen Branchen und Unternehmen, die in China relativ hohe Umsätze generieren.
Die Zusammensetzung des von Goldman Sachs erstellten Korbes mit europäischen Aktien mit einem hohen China-Umsatzanteil
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
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