Mercedes kooperiert mit Google und implementiert Google Maps und YouTube in seine Fahrzeuge
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Kooperation mit Google kann als Strategiewechsel seitens Mercedes angesehen werden
Es handelt sich um eine ungewöhnliche Vereinbarung, die versucht, eine Art Balance zwischen dem Angebot der von den Kunden gewünschten Google-Dienste und dem Verzicht auf die Kontrolle über das gesamte Betriebssystem im Auto herzustellen. "Dies ist eine Lizenzvereinbarung, von der beide Seiten profitieren", sagte der Vorstandsvorsitzende von Mercedes-Benz, Ola Källenius, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch während einer Veranstaltung im Forschungs- und Entwicklungszentrum in Sunnyvale, Kalifornien.
Die Bezeichnung "Lizenzvereinbarung" ist zwar zutreffend, spielt die Beziehung aber vielleicht etwas herunter. Im Rahmen der Partnerschaft werden die Google Maps-Plattform, die Cloud und YouTube in künftige Mercedes-Benz-Fahrzeuge integriert, die mit dem MB.OS genannten Betriebssystem der nächsten Generation des Automobilherstellers ausgestattet sind. Mercedes wird Zugang zu Googles Geodatenangebot haben, einschließlich detaillierter Informationen über Orte, Echtzeit- und vorausschauende Verkehrsinformationen sowie automatische Umleitungen. Mercedes-Benz wird die Daten von Google Maps nutzen, um unterstützende Fahrfunktionen wie automatische Geschwindigkeitsanpassungen vor Kreuzungen, Kreisverkehren oder Kurven zu ermöglichen.
Nach jahrelangen Versuchen, in Europa eigene Kartendienste und Software für das Navi im Auto aufzubauen, kann man diesen Schritt von Mercedes als Strategieschwenk ansehen. Statt nur auf die Daten aus den eigenen Autos, die beispielsweise im Karten-Gemeinschaftsunternehmen Here der deutschen Hersteller gesammelt wurden, verlässt man sich nun auf Google-Material.
Partnerschaft soll auch das autonome Fahren vorantreiben
Wie Sundar Pichai, CEO von Google und Alphabet, anmerkte, wird die Partnerschaft jedoch darüber hinausgehen. "Wir werden Mercedes-Benz nicht nur in die Lage versetzen, eine maßgeschneiderte Navigationsschnittstelle zu entwickeln, sondern auch unsere KI- und Datenkapazitäten zur Verfügung stellen, um die Nachhaltigkeitsbemühungen des Unternehmens zu beschleunigen, das autonome Fahren voranzutreiben und ein verbessertes Kundenerlebnis zu schaffen", sagte Pichai in einer Erklärung.
Mercedes-Benz arbeitet bereits seit mehreren Jahren an seinem eigenen Betriebssystem MB.OS. Dieses Betriebssystem wird in der nächsten Generation von Mercedes-Fahrzeugen (intern MMA genannt) zum Einsatz kommen, die voraussichtlich gegen Ende 2024 in Produktion gehen werden. Mercedes hat das Linux-basierte System nach eigenen Angaben selbst entwickelt und so konzipiert, dass es Apps und Dienste von Drittanbietern, wie sie von Google angeboten werden, unterstützen kann. So plant Mercedes zum Beispiel, eine eigene markengeschützte Navigation zu entwickeln, die neue Geodaten und Navigationsfunktionen der Google Maps Plattform im Fahrzeug nutzt.
Erste Funktionen sind schon heute verfügbar
Die Kunden werden jedoch nicht Jahre warten müssen, um die ersten Früchte der Partnerschaft zu erleben. Wie Mercedes am Mittwoch mitteilte, wird der Autohersteller seinen Kunden ab heute den Zugang zu ersten neuen Funktionen wie den von Google bereitgestellten Ortsangaben ermöglichen. Die neue Funktion wird über ein Software-Update bereitgestellt. Der Vorläufer von MB.OS wird später in diesem Jahr auch in der neuen Mercedes E-Klasse zu finden sein. In diesem System werden die Kunden in der Lage sein, über das Infotainment-System des Fahrzeugs auf Apps wie TikTok und Zoom zuzugreifen.
Das Ziel ist hochgesteckt. Mercedes möchte, dass sein MB.OS so überzeugend ist, dass die Fahrer sich nicht mehr für die Verwendung von Middleware-Produkten wie Apple CarPlay und Android Auto entscheiden müssen, die ihre Smartphones mit dem Infotainment-System des Autos verbinden. "Ich meine, das ist das ultimative Ziel von MB.OS, es wird ein Kundenerlebnis schaffen, so dass es nicht notwendig ist, Ihr Telefon anzuschließen", sagte CTO Markus Schäfer am Mittwoch auf der Veranstaltung.
Aus Sicht der Industrie ist die Software im Auto längst keine Spielerei mehr, sondern die Basis eines wachsenden Geschäftsmodells.