Stehen wir vor einer der größten Übernahmen im Techsektor? Qualcomm kontaktiert Intel laut WSJ-Bericht
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Qualcomm (QCOM) hat in den letzten Tagen den strauchelnden Chiphersteller Intel (INTC) wegen einer Übernahme kontaktiert, wie aus einem WSJ-Bericht vom Freitag, den 20. September 2024, hervorgeht, der sich auf mit der Angelegenheit vertraute Personen beruft. Ein Deal sei "alles andere als sicher", heißt es in dem WSJ-Bericht. Eine Transaktion dürfte auch von den Kartellbehörden geprüft werden. Intel stieg um 3,3 %, Qualcomm fiel um 2,9 %.
Bisher ist es unklar, ob es zwischen Intel und Qualcomm zu Übernahmegesprächen gekommen ist oder wie die genauen Bedingungen aussahen. Um einen potenziellen Intel-Deal über die Ziellinie zu bringen, könnte Qualcomm beabsichtigen, Vermögenswerte oder Teile von Intel an andere mögliche Käufer zu verkaufen, so das WSJ.
Apollo soll 5 Mrd. USD bei möglicherweise größten Techfusion in Intel anbieten
Bereits am Sonntag, den 22. September 2024, hat Apollo Global Management (APO) angeboten, bis zu 5 Mrd. USD in den angeschlagenen Chiphersteller Intel zu investieren, berichtet Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Sollte der Deal zustande kommen, wäre es eine der größten Technologiefusionen aller Zeiten. Intel hat eine aktuelle Marktkapitalisierung von 93,63 Mrd. USD, während Qualcomm mit 188,67 Mrd. USD bewertet wird. Qualcomm erwirtschaftet weniger Umsatz als Intel. Im Geschäftsjahr 2023 meldete das Unternehmen einen Umsatz von 35,82 Mrd. USD, verglichen mit 54,23 Mrd. USD bei Intel im gleichen Zeitraum. Vertreter beider Unternehmen lehnten es bisher ab, den WSJ-Bericht zu kommentieren.
Intel, einst der größte Chiphersteller der Welt, befindet sich seit Jahren in einer anhaltenden Abwärtsspirale, die sich 2024 beschleunigte. Die Aktie verzeichnete im August ihren größten Tagesverlust seit über 50 Jahren, nachdem das Unternehmen enttäuschende Gewinne gemeldet hatte. Die Intel-Aktien sind in diesem Jahr bis zu 58 % gefallen, da Anleger Zweifel an den kostspieligen Plänen des Unternehmens zur Herstellung und Entwicklung von Chips äußern.
Intel hat den Boom der Künstlichen Intelligenz verpasst. Die meisten fortschrittlichen KI-Programme, wie ChatGPT, laufen auf Grafikprozessoren von Nvidia statt auf Zentralprozessoren von Intel. Analysten zufolge hält Nvidia mehr als 80 % des schnell wachsenden Marktes. Intel-CEO Patrick Gelsinger schickte ein Memo an seine Mitarbeiter, in dem er die Verpflichtung des Unternehmens bekräftigte, in den nächsten fünf Jahren bis zu 100 Mrd. USD in sein Produktionsgeschäft zu investieren. Intel unternehme Bemühungen, den Betrieb zu rationalisieren. Man prüfe externe Investitionen, die Aufspaltung seines Produktionsgeschäfts und die mögliche Aufgabe von Fabrikprojekten.
Qualcomm hat großes Interesse an Designgeschäft für PC- und Laptop-Chips
Qualcomm und Intel konkurrieren auf mehreren Märkten, darunter bei PC- und Laptop-Chips. Im Gegensatz zu Intel stellt Qualcomm seine Chips jedoch nicht selbst her, sondern verlässt sich bei der Produktion auf Unternehmen wie Taiwan Semiconductor Manufacturing Company und Samsung.
Reuters berichtete Anfang dieses Monats, dass Qualcomm den möglichen Kauf des Designgeschäfts von Intel in Erwägung ziehe, da der in San Diego ansässige Hersteller mobiler Chips versuche, seine Produktlinie zu verbessern. Insbesondere die Abteilung für Client-PC-Design sei von erheblichem Interesse für Qualcomm.
Qualcomm-Übernahme aufgrund regulatorischer Probleme eher unwahrscheinlich
Ein möglicher Deal würde durch Kartell- und nationale Sicherheitsfragen erschwert werden. Sowohl Intel als auch Qualcomm sind in China tätig, und bei beiden wurden Deals von chinesischen Kartellbehörden vereitelt. Intel war mit seinem 5,4 Mrd. USD teuren Übernahmeversuch von Tower Semiconductor erfolglos, ebenso wie Qualcomm mit seinem Versuch, NXP Semiconductor zu übernehmen.
Auch andere riesige Übernahmen in diesem Bereich wurden bereits vereitelt. Im Jahr 2017 unterbreitete Broadcom ein Angebot, Qualcomm für mehr als 100 Mrd. USD zu kaufen. Die Trump-Administration blockierte den Deal im folgenden Jahr aus nationalen Sicherheitsbedenken, da Broadcom zu dieser Zeit in Singapur ansässig war. Und im Jahr 2021 reichte die Federal Trade Commission Klage ein, um Nvidias versuchten Kauf von Arm aus kartellrechtlichen Gründen zu blockieren. Der Deal wurde 2022 nach zusätzlichem Druck von Regulierungsbehörden in Europa und Asien abgesagt.
Der Autor Andreas Wimbauer ist in folgende Werte investiert: Qualcomm