Super Micro Computer reicht verspäteten 10-K-Bericht ein: Aktie steigt nachbörslich um 22 %
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Super Micro Computer hat am späten Dienstag seinen lange ausstehenden 10-K-Jahresbericht bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht. Die Aktie des KI-Server-Spezialisten legte daraufhin im nachbörslichen Handel um 22 % zu.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO bestätigte in dem Bericht, dass die Finanzabschlüsse für das am 30. Juni 2024 endende Geschäftsjahr "in allen wesentlichen Belangen ein zutreffendes Bild der Finanzlage" vermitteln. Gleichzeitig reichte Super Micro auch die seit Monaten ausstehenden Quartalsberichte für die Perioden bis 30. September und 31. Dezember ein.
"Das Unternehmen ist nun bei seinen finanziellen Berichtspflichten gegenüber der SEC wieder auf dem neuesten Stand", erklärte Super Micro in einer Pressemitteilung. Die Nasdaq bestätigte daraufhin, dass das Unternehmen wieder den Notierungsanforderungen entspricht. Damit ist die drohende Delistung vorerst vom Tisch.
Finanzzahlen: Umsatz leicht höher, Gewinn korrigiert
Der aktuelle 10-K-Bericht zeigt im Vergleich zur vorläufigen Fassung aus dem August Anpassungen:
- Umsatz: +0,3 % gegenüber der Vorabmeldung
- Nettogewinn: −4,6 % nach unten revidiert
Die Korrekturen folgen auf scharfe Kritik durch den Leerverkäufer Hindenburg Research, der Super Micro im August "bilanzielle Warnzeichen" vorwarf. Das Unternehmen wies die Vorwürfe als "falsch und irreführend" zurück.
Wechsel der Wirtschaftsprüfer sorgt für Unsicherheit
Besonders brisant: Der bisherige Prüfer Ernst & Young (EY) trat im Oktober zurück. Grund sei eine "Weigerung, die vom Management erstellten Abschlüsse mitzutragen". Daraufhin gewährte die Nasdaq eine Fristverlängerung bis zum 25. Februar. BDO übernahm im November die Prüfung.
Obwohl BDO die Jahresabschlüsse bestätigte, fiel das Urteil zur internen Kontrolle vernichtend aus:
"Das Unternehmen verfügte zum 30. Juni 2024 in wesentlichen Bereichen nicht über wirksame interne Kontrollmechanismen," heißt es im Bericht. Super Micro reagierte laut Barron's auf eine Anfrage nicht auf die kritische Bewertung.
Marktreaktionen und Ausblick
Vor der Einreichung war die Aktie am Dienstag um 11,8 % auf 45,54 USD gefallen. Trotz der Turbulenzen notiert sie seit Jahresbeginn noch immer 50 % im Plus – ein Zeichen, dass Investoren dem Unternehmen nach wie vor Vertrauen schenken.
Rechtsexperte Chris Manderson von Ervin Cohen & Jessup betonte im Vorfeld: "Eine Delistung ist kein Todesurteil, hätte aber institutionelle Investoren abgeschreckt. Diese dürfen laut ihren Richtlinien meist keine außerbörslich gehandelten Aktien halten."
Die Rückkehr zur Compliance erspart Super Micro nun nicht nur den Reputationsverlust, sondern sichert auch den Zugang zu institutionellem Kapital. Doch Manderson warnt: "Sollte es erneut zu Verfehlungen kommen, drohen monatelange Prüfprozesse und hohe Kosten bei einer Wiederaufnahme."
Fazit:
Super Micro hat sich mit der späten Einreichung seiner Finanzberichte vorerst Luft verschafft. Die heftige Kritik an der Unternehmensführung und den internen Kontrollen bleibt jedoch ein Risiko. Anleger setzen offenbar darauf, dass der Hersteller von KI-Servern und Datencenterlösungen die Schwächen schnell abstellt – nicht zuletzt, um vom boomenden KI-Markt weiter zu profitieren.
Quelle: Dieser Artikel basiert auf einem Bericht von Barron’s.