Portfoliocheck: Für Primecap ist iRobot eine saubere Sache. Nicht nur wegen der Hausroboter…
Seit 1985 erzielte Primecap Management eine durchschnittliche Jahresrendite von 13,4 Prozent und konnte damit den S&P 500-Index um mehr als 2 Prozent abhängen. 2 Prozent auf 38 Jahre sind nicht einfach zusammengerechnete 76 Prozent Überrendite, sondern durch den Zinseszinseffekt ergibt sich nach 30 Jahren eine erhebliche Outperformance von rund 2.700 Prozent! Kein Wunder, dass Investoren Primecap gerne und immer mehr ihr Geld anvertrauen.
Dabei geht man stets nach einen festen Anlageschema vor:
1. Zunächst erfolgt der Blick auf das Fundamentale. Weniger auf die rückwärtsgewandte Bewertung, sondern vielmehr auf die langfristigen Wachstumsaussichten, die durch neue Produkte, Veränderungen der Branchenbedingungen oder ein neues Management befeuert werden können. Hier suchen sie dann nach einer Diskrepanz zu den aktuell vorherrschenden Erwartungen des Marktes gegenüber den "wahren" Perspektiven.
2. Primecap Management zielt nicht auf kurzfristige Chancen, sondern investiert mittel- und langfristig. Mindestens drei bis fünf Jahre sollten es schon sein und sie kaufen sich daher bei Unternehmen ein, von denen sie sich in diesem Zeitraum eine Outperformance gegenüber dem Markt erwarten.
3. Einen besonderen Wert legt man auf eine individuelle Entscheidungsfindung. Man sucht einen Macher an der Spitze des Zielunternehmens, nicht ein Komitee oder eine gemeinsam verantwortliche Gruppe.
4. Am Ende steht, ganz selbstverständlich, die Frage der Bewertung. Sie ist der Schlüssel für erfolgreiche Investitionsentscheidungen und Primecap sucht nach einer möglichst hohen Diskrepanz zwischen dem ermittelten fairen Wert des Unternehmens und der gegenwärtigen aktuellen Marktbewertung. Ein gutes Unternehmen wird nur dann zu einem guten Investment, wenn man es auch günstig genug kaufen kann.
Primecap Managements Portfolio
Zum Ende des zweiten Quartals war das Portfolio von Primecap Managament vor allem von fünf Sektoren geprägt. Technology war mit 36,20 Prozent der stärkste Brocken, gefolgt von Healthcare mit 25,10, Industrials mit 17,83, Consumer Cyclical mit 10,32 und Financial Services mit 8,81 Prizent.
Das Portfolio ist sehr breit aufgestellt, so dass Adobe mit 3,9 Prozent bereits die größte Einzelposition war. Gefolgt von Ely Lily (3,5%), Biogen (3,2%), Microsoft (3%), Amgen (2,9%), Texas Instruments (2,8%) und SouthWest Airlines (2,8%).
Eine relativ kleine Position macht dabei der Hersteller von Haushaltsrobotern iRobot aus, was allerdings der überschaubaren Marktkapitalisierung von gerade einmal 2,65 Milliarden Dollar geschuldet ist. Primecap Management hat im ersten als auch im zweiten Quartal seinen Bestand aufgestockt und das sollte uns einen genaueren Blick wert sein.
Aktie im Fokus: iRobot
Als ich den Namen iRobot erstmals hörte, dachte ich an den gleichnamigen Film mit Will Smith. Darin spielen Roboter eine wichtige, aber eher düstere Rolle. Die in der Nähe von Boston beheimatete iRobot Corp. ist weit davon entfernt, menschenähnliche Roboter anzubieten. Vielmehr fertigt sie Haushaltshelfer. Also autonom agierende Staubsauger, wenn man es etwas flapsig formulieren will.
Während diese Geräte in den USA schon ziemlich weit verbreitet sind, stehen wir in Europa und Deutschland noch relativ am Anfang dieser Entwicklung. In Spielfilmen werden die Geräte meisten als lustige "Akteure" eingesetzt, wenn man sie bei Fehlfunktionen oder nicht zur Situation passenden Aktionen einbindet. Oder als Transportfahrzeuge für Katzen, was in Internetvideos ein großer Hit ist.
Die Realität sieht inzwischen allerdings anders aus. Die Helfer der neusten Generation sind nicht nur "ab Werk" wesentlich besser auf ihre Aufgaben vorbereitet, sondern sie lernen auch selbständig hinzu. Neben dem klassischen Staubsaugen finden die Tüftler von iRobot immer neue Anwendungsgebiete für die kleinen Helfer. So gibt es inzwischen spezielle Versionen für Militär und Polizei, die beim Entschärfen von Bomben bzw. dem Entfernen verdächtiger Gegenstände behilflich sind. Oder erste Gehversuche laufen in Krankenhäusern, wo die Geräte nicht nur zum Säubern sondern auch als Operationsroboter zum Einsatz kommen. Auch bei der Atomkatastrophe von Fukushima waren die kleinen iRobots auf Erkundungstour.
Vermutlich kann jeder von uns auf Anhieb drei, vier weitere Anwendungsmöglichkeiten nennen, wo kleine Roboter als Helfer zum Einsatz kommen könnten. Der Markt ist also vorhanden und er wächst. Hinzu kommt, dass iRobot längst nicht mehr nur die USA adressiert, sondern immer häufiger auch internationale Märkte.
Wie wir wissen, legt Primecap Management großen Wert auf die Führungspersönlichkeit. Mit Colin Angle ist der Gründer von iRobot der CEO und er ist auch maßgeblicher Mitgesellschafter an dem Unternehmen. Allerdings ist er kein CEO im klassischen Sinne, also als Vermarkter in eigener Sache unterwegs, wie Steve Jobs oder Elon Musk. Angle ist Techniker. Er hat seinen Abschluss am MIT gemacht und zwar in Informatik und Elektrotechnik. Er ist also nicht der geborene Verkäufer, er ist der geborene Erfinder. Was dafür spricht, dass iRobot sich eher unter Wert darstellt, als sich an zu großen Visionsblasen zu verheben.
Nun bietet iRobot nicht gerade die günstigsten Geräte an und auch andere Hersteller versuchen, sich ein schönes Stuck vom Kuchen abzuschneiden. Auf dem ersten Blick sieht das Adressieren des Premiumsegments wie ein Nachteil für iRobot aus, allerdings hält dies keinem zweiten Blick stand. Es kommt in den meisten Fällen für den Kunden nicht zuvorderst auf den Preis an, sondern das Entscheidende ist das Ergebnis. Kaufe ich mir einen Saugroboter, soll der nicht der billigste sein und nur einen Teil der Wohnung säubern, sondern vor allem soll er mir das Putzen abnehmen. Und zwar in allen Räumen, ohne dass ich dann hinter ihm hersaugen muss. Oder man stelle sich vor, ein Krankenhaus setzt Operationsroboter ein, die nicht das beste Ergebnis bei der Operation erzielen, aber dafür ein Drittel günstiger waren in der Anschaffung. Kaum denkbar!
iRobot hat einen solchen Erfolg, eben weil man die besten Geräte anbietet. Und die werden immer intelligenter, so dass sie sich bei niedrigem Akkustand selbständig zur Ladestation begeben. Darüber hinaus sammeln sie Daten. Und das ist für iRobot durchaus lukrativ. Und damit meine ich nicht, dass die Saugroboter die Bewohner ausspionieren, sondern dass sie "auf ihren Wegen" eben feststellen, wie eine Wohnung geschnitten und wie groß sie ist. Und wie sie genutzt wird, wo die Möbel stehen usw. Diese Daten sind interessant für die Planung von Wohnraum, aber auch für Smart-Home-Konzepte. Während das Thermostat an der Heizung direkt am Fenster misst, und damit an einer Kältebrücke, kann ein Saugroboter, der die ganze Wohnung befährt, überall messen und damit das Raumklima viel besser erfassen. Und im Austausch mit Amazons Alexa oder Googles Home oder Apples Siri seine neu gewonnenen Informationen teilen. Ebenso könnte ein Saugroboter, ausgestattet mit visuellen und akustischen Sensoren mit der Alarmanlage verbunden sein und im Alarmfall Daten autonom an Polizei oder Feuerwehr senden. Oder den Rettungsdienst, wenn man den kleinen Helfer mit dem Seniorennotallsystem verbindet.
Anwendungsmöglichkeiten gibt es viele und im Gegensatz zu früher finden sie auch online und in der Cloud statt. Auch deshalb ist iRobot gesuchter Kooperationspartner bei Konzernen, deren Geschäft die Daten sind, die Cloud, die Vernetzung von Geräten. iRobot ist daher u.a. Partner von IBM, Cisco, Google. Für diese Tech-Giganten ist iRobot aber auch deshalb interessant, weil man über mehr als 1.000 Patente verfügt, mit denen man sich die Konkurrenz vom Leib halten kann. Und will. Gerade in einem Markt, wo es darauf ankommt, frühzeitig die Claims abzustecken, ist es ratsam, auf den innovativen Marktführer zu setzen: auf iRobot.
Am Ende aller rosigen Aussichten bleibt beim Investieren jedoch immer die Frage der Bewertung als Investment. Mit einem KGV jenseits der 40 ist die Aktie nicht billig. Dem stehen das rasante Wachstum und die steigenden Profite entgegen. Und hier unterscheidet sich der Investmentansatz von Primecap Management von dem klassischer Value-Investoren: bei absehbar überdurchschnittlichem Umsatz und Gewinnwachstum ist man bereit, auch eine aktuell höhere Bewertung in Kauf zu nehmen. Das tut man bei iRobot und es dürfte nicht verwundern, wenn Primecap Management die Position auch im dritten Quartal weiter aufgestockt hätte.
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