In Oil We Trust: Segment Technologie-Zulieferer – diese Stocks muss man 2024+ im Blick haben!
Liebe Leser,
seit Mitte 2021 sind wir durchgehend bullish in Bezug auf die Entwicklung von Energieaktien. Grund dafür ist die Kombination aus einer Vielzahl von Faktoren, die diese Anlageart sehr attraktiv erscheinen lässt. Einerseits ist es die immer noch günstige Bewertung, wobei einige Konzerne tatsächlich in der Lage sind, auch bei schwankenden Ölpreisen hochprofitabel zu bleiben. Zuversichtlich stimmt hier auch der konservative Umgang der Öl-Konzerne mit ihrer Kapitalallokation, wobei Großteil des Free Cashflows in Form von Dividenden, Aktienrückkäufen und der Reduzierung der Nettoverschuldung verarbeitet wurde. In der Zwischenzeit hat sich an dieser Einstellung nicht Viel verändert. Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass Öl-Stocks eine hervorragende Option darstellen, um die These über den weltweit steigenden Energiebedarf zu spielen, sobald die globale Wirtschaft in die Phase einer wirtschaftlichen Stabilisierung übergehen wird. Und da dies schon Richtung Ende 2024/25 passieren könnte, ist es wichtig diese Aktien zumindest auf der Watchlist zu haben.
Der baldige Ausstieg aus Öl und Gas ist nicht möglich", so der Saudi Aramco CEO
Der CEO von Saudi Aramco, sagte zuletzt, dass die Energiewende scheitert und die politischen Entscheidungsträger ihre "Fantasien" über den Ausstieg aus Öl und Gas aufgeben sollten, da die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen wird. Stattdessen müssen die politischen Entscheidungsträger sicherstellen, dass genügend Investitionen in Öl und Gas getätigt werden, um den Verbrauch zu decken, der für das Wachstum der Wirtschaft benötigt wird. Und so drängte der Chef des weltgrößten Energiekonzerns in einer Rede vor Führungskräften aus der Öl- und Gasindustrie auf der CERAWeek-Konferenz in Houston auf eine Neuauflage der globalen Energiewendepläne. Die Ölnachfrage werde im Jahr 2024 einen neuen Rekord von 104 Millionen Barrel pro Tag erreichen, sagte Nasser. Denn trotz wachsender GreenEnergy-Investitionen haben alternative Energien Kohlenwasserstoffe noch nicht in großem Maßstab verdrängt, sagte Nasser. Und damit haben wir eine interessante langfristige Wachstumsthese, die man im Hinterkopf behalten sollte.
Kurzfristige Kurstreiber
Was kurzfristige Wachstumstreiber angeht, so ist es zunächst die weiterhin starke Nachfrage seitens USA und China sowie die nach wie vor angespannte Lage in Israel und im Roten Meer, was den Öl-Preis zuletzt anspringen ließ. Explizit die Unterbrechung der Schifffahrt im Roten Meer aufgrund von Angriffen der jemenitischen Huthi-Gruppe habe die angespannte Situation auf den Schifffahrtsmärkten zuletzt stark verschärft. Die mit dem Iran verbündete Gruppe greift seit November Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden an, was sie als Solidaritätskampagne mit den Palästinensern während Israels Militäroperation gegen die Hamas in Gaza bezeichnet. Und so braucht Öl aktuell 2-3 Wochen länger, um sein Ziel zu erreichen, da die Schiffe umgeleitet werden, um das gefährliche Gebiet zu meiden.
Ukraine-Konflikt als Kurstreiber
Eine weitere positive Entwicklung für den Öl-Preis sehen wir derzeit auch im laufenden Ukraine-Konflikt, wobei ukrainische Streitkräfte immer mehr dazu übergehen, russische Öl-Lager und -Raffinerien tief im russischen Staatsgebiet mithilfe von Kamikaze-Drohnen anzugreifen. Dies führt auf den globalen Märkten zur weiteren Beunruhigung, wobei man damit rechnet, dass diese Aktionen auf Dauer nicht nur Russland, sondern der globalen Öl-Versorgung schaden könnten. Ob man es wahrhaben möchte oder nicht, ist die Russische Föderation weiterhin ein sehr wichtiger Öl- und Gas-Lieferant. Und so entsteht die berechtigte Annahme einer weiteren Angebotsverknappung Richtung Mitte 2024, was den Öl-Preis logischerweise weiter nach oben schieben dürfte. Profiteure dieser Entwicklung sind logischerweise großkapitalisierte Öl- und Gas-Konzerne, die von der Roten-Meer- und Ukraine/RF-Problematik weitgehend abgekoppelt sind. Und in der Regel sind es führende integrierte US-Large-Caps wie Chevron, Exxon Mobil etc. mit einem KGV von etwa 12, die wir durchgehen thematisieren. Dazu kommen selbstverständlich europäische und kanadische Large-Caps mit einem KGV von etwa 8-10.
Öl-Infrastruktur-Anbieter
Wesentlich interessanter sind jedoch die Aktien von sog. Öl-Infrastruktur-Anbieter. Diese unternehmen profitieren nicht nur vom höheren Öl-Preis sondern auch von einer höheren Ölproduktion profitieren. Und, wenn man davon ausgeht, dass die globale Weltwirtschaft Richtung Ende 2024 in eine Stabilisierungsphase mit der Anschließenden Erholung und im Bast Case Wachstum Richtung 2025+ übergeht, dann sind die Aktien der sog. Ölbohrdienstleister wohl die beste Wahl, um die These einer global steigenden Nachfrage nach Öl- und Gas zu spielen. Und so gelangen wir auch schon zu der Übersicht von Aktien, die man in dieser Hinsicht im Blick haben sollte.
https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/US4062161017/LS/halliburton-co/aktien-4057646-5521185-13450505-21116-3507104-59991
Schlumberger (SLB) – der größte Öldienstleistungsunternehmen der Welt
Der Öl-Equipment-Zulieferers Schlumberger (SLB) ist Marktführer der Öldienstleistungsbranche, wobei seine Aktie schon seit 2021 in eine nachhaltige Erholungsbewegung überging und sich seit dem damaligen Zeitpunkt mehr als verdoppelte. Der Konzern hat Mitte 2023 die Wachstumsmöglichkeiten im Offshore-Segment hervorgehoben und prognostizierte, dass große Ölunternehmen von 2022 bis 2025 bis zu 500 Mrd. USD in neue Projekte investieren würden. Dabei stellte man fest, dass 85 % der Offshore-Felder rentabel sind, selbst dann, wenn der Ölpreis auf die Marke von 50 USD pro Barrel fällt.
Die Konzernstruktur
Was SLB selbst angeht, so besteht sein Business im Großen und Ganzen aus vier vollwertigen Segmenten. Die Sparte rund um den Bau, Exploration, Öl-Bohrungen etc. ist die größte und sorgt für rund 38 % der Gesamtumsätze. Die zweitgrößte Sparte beschäftigt sich mit der Bereitstellung von spezifischen Services und Equipment für Bohranlagen, Analyse, und Transportsystematik. Sie macht etwa 28 % der Gesamtumsätze aus. Nummer drei ist Prozess-Optimierungssegment (20 % der Umsätze). Hier geht es um Forschung und Entwicklung bzgl. der Steigerung der Produktionseffizienz. Schließlich ist es die Sparte rund um Digitale Technologien und ihre Integration (14 % des Umsatzes). Und in diesem Fall ist man nicht nur für Digitale Transformation, sondern auch für die technologische Wartung, seismische Kontrolle, Software- und Produktion-Optimierung mit Hilfe von digitalen Technologien verantwortlich. Im geografischen Sinne ist das Unternehmen sehr gut diversifiziert: Nordamerika und explizit die USA machen jedoch nur etwas mehr als 20 % der Umsätze aus, was sich in der absehbaren Zukunft vor dem Hintergrund der angelaufenen US-Reindustrialisierung ändern könnte.
Halliburton (HAL) ist das zweitgrößte Öldienstleistungsunternehmen der Welt
Halliburton bietet Onshore- und Offshore-Dienstleistungen an und ist ein wichtiger Anbieter von Dienstleistungen für die Schieferölproduktion. Die Konzernstruktur ist hier ebenfalls selbsterklärend. Completion and Production Segment liefert Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen Zementierung, Stimulation, Spezialchemikalien, Intervention, Druckregelung, künstlicher Auftrieb und Fertigstellung. Drilling and Evaluation Sparte bietet Lösungen für Feld- und Lagerstättenmodellierung, Bohrungen, Flüssigkeiten, Evaluierung und präzise Bohrlochplatzierung, die es Kunden ermöglichen, ihre Bohrlochbauaktivitäten zu modellieren, zu messen, zu bohren und zu optimieren. Dies ist ein wichtiger Aspekt. Denn fortschrittliche Technologie wird für Ölunternehmen immer wichtiger, um unkonventionelle Ölquellen zu finden und zu erschließen. Damit dürfte HAL für die Öl-Feldindustrie weiterhin einer der wichtigsten Anlaufstellen bleiben. Im geografischen Sinne ist das Unternehmen ebenfalls sehr gut diversifiziert: der Nahe Osten und Asien (25 %), Europa, Afrika und GUS-Staaten (12 %), Lateinamerika (17 %). Der größte geografische Umsatz wird mit 46 % jedoch in Nordamerika und explizit in den USA realisiert.
Valaris (VAL) – Spezialist für Offshore-Auftragsbohrdienstleistungen
Valaris Limited (VAL) bietet Offshore-Auftragsbohrdienstleistungen für die internationale Öl- und Gasindustrie an. Das Unternehmen besitzt eine Flotte von Offshore-Bohrinseln, zu denen Bohrschiffe, dynamisch positionierte Halbtaucher-Bohrinseln, vertäute Halbtaucher-Bohrinseln und Hubinseln gehören. Das Unternehmen bedient internationale, staatliche und unabhängige Öl- und Gasunternehmen im Golf von Mexiko, in Südamerika, in der Nordsee, im Nahen Osten, in Afrika und im asiatisch-pazifischen Raum. Das Geschäftsmodell von Valaris besteht darin, dass sie Offshore-Bohrinseln und Besatzungen für deren Betrieb zur Verfügung stellen, und die Preise werden regelmäßig an das globale Angebot und die Nachfrage nach diesen Bohrinseln angepasst. Die Hauptkunden von Valaris sind Exxon Mobil, Chevron, BP, Shell, TotalEnergies, Eni, Equinor, Occidental, Petrobras und Saudi Aramco, wobei BP der größte Kunde ist, der 11 % des Umsatzes von Valaris ausmacht.
Die steigende Nachfrage nach Offshore-Equipment ist der Wachstumstreiber
Und dies ist im Wesentlichen die Hauptthese, die bei der Valaris-Story gespielt wird. Die Tagessätze für Bohrschiffe und Hubschiffe sind in den letzten Jahren stark gestiegen und Valaris besitz ganz einfach die führende Flotte von Bohranlagen verschiedener Typen. Dazu kommt die Tatsache, dass die großen Schiffbauer in der absehbaren Zeit keine ausreichende Anzahl an neuen Öl- und Gas-Tankern/-Schiffen bauen werden, was Valaris ebenfalls in die Karten spielt. Dabei werden die Offshore-Bohrungen angesichts der Sättigung des Schieferölmarkts immer attraktiver. Und so wäre es möglich, dass Offshore-Bohrungen in den nächsten zehn Jahren zu einer großen, gar globalen Öl-Produktionsquelle aufsteigen werden und genau dies würde Valaris nicht nur zur besseren Umsatzentwicklung, sondern auch zur besseren Profitabilität verhelfen.
Fazit
Was uns angeht, so präferieren wird in diesem Trend die Aktien von SLB und HAL, wobei der Unterschied zwischen den beiden BigCap-Unternehmen wirklich minimal ist. Die VAL-Aktie wäre in dieser Hinsicht der konservative Top-Pick Nummer drei mit einer Sonderwachstumsstory im Offshore-Segment.
Abschließend muss man aber auch erwähnen, dass sich der Ölfelddienstleistertrend auch über die Aktien von Baker Hughes (BKR), Tenaris (TS), ChampionX (CHX), TechnipFMC (FTI), Cactus (WHD) etc. hervorragend spielen lässt. Die allgemeine These ist auch für all diese Unternehmen gültig, was man auch in ihren jüngsten Kursverhalten problemlos erkennen kann.
Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!
Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: besitzt derzeit Aktien von Chevron, die im Text mitandesprochen wurden.