Anna und Eddy von LazyInvestors: Unser Know-How kommt aus eigenem Schmerz
Hallo ihr beiden, stellt Euch doch gerne einmal kurz vor!
Wir sind Anna und Eddy, beide 39 Jahre alt und helfen seit über sechs Jahren Leuten dabei, ihre Finanzen in den Griff zu kriegen. Dabei ist unser großes Ziel, so viele wie möglich in die finanzielle Eigenverantwortung "mitzunehmen”. Denn nur, wer seine Finanzen selbst regelt und versteht, kann den für sich richtigen Weg gehen und braucht sich nicht von Banken und Versicherungen übers Ohr hauen zu lassen.
Seit wann gibt es euren YouTube-Kanal und wie ist es dazu gekommen?
Unseren YouTube-Kanal gibt es schon seit vielen Jahren, aber seit ungefähr einem Jahr sind wir im Wahn :) Wir veröffentlichen wöchentlich neue Videos, um ganz viele Infos bereitzustellen und damit uns die Leute besser kennenlernen können.
Bewegtbild eignet sich natürlich hervorragend, um am schnellsten herauszufinden, ob man mit einer Person etwas anfangen kann und eine Sympathie besteht. Außerdem kommen wir beide ursprünglich vom Fernsehen (Anna war immer in den Finanzen zu Hause, Eddy in der Videotechnik). Und hatten einfach Lust, in dem Bereich wieder mehr zu machen.
Seid ihr beruflich in der Finanzwelt verwurzelt?
Anna hat in ihrem Berufsleben lang nix anderes gemacht. Vom Controlling zum Vice President Finance: Zahlen und Daten sind ihr Ding. Eddy ist erst durch LazyInvestors so richtig zu den Finanzen gekommen.
Wie habt ihr Euer ganzes Wissen über Finanzen erlangt? Beschreibt doch bitte mal Euren Werdegang.
Im Grunde kommt unser Know How aus dem eigenen Schmerz: Nachdem Anna Doktorin der Wirtschaftswissenschaften wurde, war das schlechte Gewissen schon groß genug. Mit Anfang 30 hatte sie bisher von der Hand in den Mund gelebt, von Rücklagen bilden konnte keine Rede sein. Also hielt sie es wie die meisten anderen und lud sich einen Berater nach Hause ein, der ihr beim Thema Altersvorsorge auf die Sprünge helfen sollte. Sie hat sich da auch nicht einfach an irgendwen gewendet, sondern der Makler kam von einer großen anbieterunabhängigen Finanz- und Versicherungsverwaltung, die ihr empfohlen wurde.
So saßen die beiden am Küchentisch und am Ende unterzeichnete Anna den Vertrag für eine private Rentenversicherung. Doch irgendetwas störte sie gewaltig. Da war sie nun schon Finanzexpertin per Studium und Beruf; und doch stieg sie nicht durch den Vertrag durch. Es war zum Beispiel nur schwer erkennbar, welche Kosten entstehen würden. Auch die Annahmen zur Renditeberechnung waren ihr höchst schleierhaft.
Zufällig telefonierte sie kurz danach mit ihrem Bruder. Er war damals schon selbstständig und erzählte ihr, wie er seine Altersvorsorge regelte. Und da wurde Anna hellhörig: Offensichtlich gab es einen Weg, das Ganze in Eigenregie zu machen, ohne auf Versicherungsprodukte setzen zu müssen. Daraufhin widerrief sie den Vertrag (es waren noch keine 14 Tage seit dem Abschluss vergangen) und bestellte die Fachbücher, die ihr Bruder ihr empfahl. Sie verschlang die Literatur, trieb sich nur noch auf Finanzblogs rum und entwickelte eine neue Leidenschaft für den Vermögensaufbau.
Nachdem wir dann sozusagen unsere Schäfchen ins Trockene gebracht hatten, ging es aber weiter. Weil natürlich auch Arbeitskollegen und Freunde wissen wollten, wie man seine Altersvorsorge regelt.
Also haben wir dann angefangen, Seminare in Hamburg zu geben. Das war 2016. Da haben wir dann immer abends nach der Arbeit anderen Leuten beigebracht, wie sie ihre Altersvorsorge selbst regeln können. Und als wir gemerkt haben, wie viele Leute das eigentlich wissen wollen, haben wir einen Online-Kurs gebaut im Jahr 2017.
Seit 2018 machen wir das ganze hauptberuflich.
Welches Ziel verfolgt ihr mit Eurem Social-Media Auftritt?
Im Grunde Wissen vermitteln, auf uns aufmerksam machen und natürlich Vertrauen aufbauen. Denn Finanzen sind ja ein sehr schwieriges Thema für die meisten, wo viele Emotionen im Spiel sind.
Erstellt Ihr eure Videos selbst oder holt Ihr Euch dafür Hilfe?
Wir skripten und drehen selbst, allerdings mit einem hervorragenden Coach an der Seite. Den Schnitt machen wir nicht mehr selbst.
Wie informiert ihr Euch täglich? Online, Podcasts oder doch ganz klassisch über Magazine?
Auf jeden Fall schonmal nicht täglich ;) Passives Investieren erfordert das ja glücklicherweise überhaupt nicht – im Gegenteil: Die tägliche negative Informationsflut ist da eher schädlich.
Wir lesen aber alles, was z.B. Gerd Kommer veröffentlicht und sind natürlich auch Befürworter von Finanztip und Co. Außerdem lesen wir gerne den Blog von Mr. Money Mustache und sowas in die Richtung.
Wie sieht Eure Strategie in Bezug auf die Altersvorsorge aus?
In globale Aktien-ETFs anlegen. Fertig. Das ist nunmal die beste Methode, wenn man keine schlechten Risiken eingehen will und auf 120 Jahre Daten vertraut. Wir sehen das ganze sehr nüchtern und folgen da einfach der Wissenschaft.
Richtung Renteneintritt sollte man noch konservativere Anlageformen hinzunehmen, um eventuelle schlechte Börsenjahre gerade am Anfang der Rente ausgleichen zu können.
Woher holt Ihr euch die Inspirationen für Euren Content?
Wir konsumieren tatsächlich viele Blogs aus dem amerikanischen Raum, weil uns das oft inhaltlich wesentlich besser gefällt. Da kommt viel Inspiration her. Und natürluch aus den o.g. Quellen.
Was sind Eure Learnings aus den letzten Jahren?
Hm, das sind unendlich viele :) Wir lernen jeden Tag so viel dazu. Seitdem wir selbstständig sind, verläuft das alles nochmal 10x.
Vermutlich ist das Wichtigste, einfach die Ruhe zu bewahren und langfristig zu denken – sowohl mit Blick aufs Business als auch auf die Geldanlage. Wer sich die ganze Zeit von aktuellen Geschehnissen und News verunsichern lässt, kommt nicht weit. Stoisch durchhalten wird hingegen oft belohnt.
Was ist der wichtigste Tipp, den ihr in Bezug auf die Altersvorsorge geben könnt?
Einmal ein System aufsetzen, also Notgroschen auf die Seite legen, Risikobereitschaft klären, Sparpläne einrichten und dann wieder am Leben teilnehmen! Altersvorsorge ist wahnsinnig einfach und funktioniert am besten, wenn man nicht zu oft ins Depot schaut. Also das passiv im passiven Investieren ernst nehmen :)
Das neue Jahr ist angebrochen: was sind eure Ziele für 2023?
Wir sind keine Fans von Zielen. Das heißt jetzt nicht, dass wir wild oder lethargisch durch die Gegend eiern. Aber so ein klassisches Ziel nach dem Motto "Zu Weihnachten sollen x Euros auf dem Konto sein” gibt es bei uns nicht.
Wir legen grundsätzlich Richtungen fest, in die wir streben wollen. Aus "weg von einem Schmerz” bauen wir Prozesse, um sich zu verbessern. Fortschritte und Weiterentwicklung kann aber auch rein lustgetrieben sein, ohne den (unnötigen) Druck eines festgesetzten Ziels.
Für uns ist es am wichtigsten, am Prozess Freude zu haben. Darum werden wir weiter unseren Kanal aufbauen und neue Produkte entwickeln, die den Leuten wirklich helfen.
Zum Abschluss noch privat gefragt: Nutella mit Butter oder ohne?
Ganz klarer Fall: Mit! Leute, die Nutella ohne Butter essen, sind doch höchst suspekt ;)