Der Krise zum Trotz: 18 Aktien aus Europa mit guten Aussichten auf steigende Dividenden
Dividenden stellen bei der Geldanlage in Aktien einen bedeutenden Erfolgsfaktor dar. Folglich sollten Investoren die Ausschüttungen unbedingt in ihre Anlageüberlegungen einbeziehen. Inmitten von Inflation, steigenden Zinsen und einem Krieg sind speziell mit Blick auf europäische Aktien die Sorgen groß vor Dividendenkürzungen. TraderFox beleuchtet vor diesem Hintergrund, wie die Aussichten für die diesjährige Bilanzsaison sind. Und nennt jene 18 europäischen Aktien, die laut der Bank of America trotz Krise ihre Dividenden erhöhen dürften.
Belastungen wie Inflation, steigende Zinsen und ein Krieg in der Ukraine dämpfen nicht nur die Konjunkturaussichten, sondern drücken derzeit auch auf die Aktienkurse. So gesehen verwundert es nicht, dass sich viele Anleger fragen, was in so einem Umfeld wohl mit den Dividendenzahlungen passiert und ob nicht vielleicht Kürzungen bei den Auszahlungen drohen. Zumal die Enttäuschung aufgrund von vielfach gestrichenen bzw. gekürzten Dividenden im Coronavirus-Jahr 2020 noch immer nachwirkt.
Entwarnung gibt dieser Hinsicht aber Thomas Meier, Portfoliomanager des MainFirst Global Dividend Stars & MainFirst Euro Value Stars. Denn aus seiner Sicht ist es so, dass nach Kürzungen und Streichungen im Pandemiejahr 2020 die Unternehmen trotz zusätzlicher Belastung durch den Urainekrieg 2022 neue Höchststände bei den Dividendensummen erreichen könnten.
Auch ist er der Meinung, dass der Dividendenanteil an der Gesamtrendite in Europa langfristig wachsen wird – auf bis zu 60 %. Zumindest sei dies das Resultat einer Studie der UBS Bank. "Außerdem bieten Ausschüttungen den Investoren in Zeiten von strukturellen Niedrigzinsen einen attraktiven Zahlungsstrom", so Meier. "Aber natürlich existiert die Freude der Dividende nur, solange sie auch ausgeschüttet wird."
Das Dividendenverhalten in Krisenzeiten
Auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, wie sich Dividendenausschüttungen in Krisenzeiten sich Dividendenausschüttungen in Krisenzeiten verhalten, wirft meiner einen Blick zurück auf den Ausbruch der globalen Finanzkrise ab 2008. In diesem Jahr hätten die Index-Titel aus dem europäischen STOXX 600 Dividenden in Höhe von 246 Mrd. EUR ausgeschüttet. Im Folgejahr 2009 sei der Betrag auf 194 Mrd. EUR gefallen. "Das entspricht einer Kürzung der Dividendensumme von über 20 Prozent.
Nachfolgend hat es insgesamt fünf Jahre gedauert, bis neue Dividendenhöchststände erreicht wurden", erklärt der Fondsmanager. Die Erholungsdauer von fünf Jahren hänge mit mehreren Aspekten zusammen. Banken und Rohstofftitel, sowie Energiewerte, die einen hohen Anteil an den Ausschüttungen ausmachten, hätten lange Zeit zum Bereinigen ihrer Bilanzen benötigt bzw. am Rückgang der Weltmarktpreise gelitten.
"Die Dividendensummen, die in Folge der Pandemie gekürzt wurden, haben eine deutliche schnellere Erholung erlebt", analysiert Meier. Im "Annus Horribilis" 2020 seien Dividenden in Höhe von 257 Mrd. EUR ausgeschüttet worden, dies entspreche einem Minus von 36 % gegenüber dem Vorjahr. "Wir erwarten jedoch bereits neue Dividenden-Rekordsummen für das Jahr 2022, nur zwei Jahre nach dem Ausbruch der Pandemie", resümiert der Experte. Die Erholung sei also deutlich schneller erfolgt als zur vergangenen globalen Krise im Jahr 2008.
Der Grund dafür liege an mehreren Faktoren. Zunächst seien die Rahmenbedingungen auf makroökonomischer und monetärer Ebene anders gewesen: Die Hilfsmaßnahmen der einzelnen Nationen, über alle Wirtschaftszweige hinweg, hätten einen erheblichen Anteil zur Erholung beigetragen, insbesondere ihre Geschwindigkeit und das Ausmaß. "Vorteilhafte Unternehmenskredite sowie Kurzarbeit bzw. Homeoffice hatten einen ebenso großen Einfluss", so Meier. "Auf der Unternehmensebene beobachten wir primär durch die Verwerfungen bei den Lieferketten und die ungebrochen hohe Nachfrage von Konsumenten einen Inflationsdruck, den wir in Europa seit über 30 Jahren nicht erlebt haben."
Die Teuerungsrate gefährde die Profitabilität der Unternehmen, aber diese hätten mittels dynamischer Kostenanpassungen sowie Preiserhöhungen bereits gegengesteuert. "Der Ukrainekrieg sorgt derzeit für eine unkalkulierbare Unbekannte. Dennoch sind wir für die europäischen Unternehmen weiterhin konstruktiv. Trotz der inflationären Gegenwinde befindet sich deren Profitabilität auf einem relativ hohen Niveau. Auf Basis dieser Erwartungen sind die Unternehmen im Stande, neue Höchststände bei den Dividendensummen zu erreichen", fasst der Experte zusammen. "Dividendenjäger sollten somit nicht die Chance auf attraktive Ausschüttungen verpassen."
Aktienanteil mit höherer Dividendenrendite als die lokale Anleiherendite auf einem Achtjahrestief
Interessante Informationen zu dem Themenkomplex hat auch die Bank of America beizusteuern. In einer aktuellen Publikation schreibt das US-Institut, dass das heutige Umfeld mit Dividendenrenditen unter dem historischen Durchschnitt weiterhin von steigenden Anleiherenditen und Margendruck bestimmt wird.
Diese Faktoren und die Tatsache, dass noch nicht alle Unternehmen die Dividendenzahlungen nach den Kürzungen im Jahr 2020 wieder aufgenommen haben, hätten die europäischen Dividenden auf einen Tiefstand gedrückt: 71 % der Unternehmen weisen demnach eine höhere Dividendenrendite als die lokale Anleiherendite auf, was den niedrigsten Prozentsatz seit acht Jahren darstellt.
Prozentualer Anteil der europäischen Unternehmen, deren nachlaufende 12-Meter-Jahresrendite höher ist als die Rendite ihrer lokalen 10-Jahres-Anleihe
Quellen: BofA European Equity Quant Strategy, Factset, Refinitiv
Nur vier Unternehmen im Europe Stoxx 600-Index hätten in diesem Jahr bisher Dividenden ausgeschüttet, und die erwartete Ausschüttungsquote für 2022 liege bei 44 % gegenüber einem Durchschnitt von 51 %. Und schließlich würden bei europäischen Unternehmen zwar immer noch mehr Heraufstufungen als Herabstufungen bei den Dividendenschätzungen je Aktie vorgenommen, aber das Tempo habe sich auf den niedrigsten Stand seit November 2020 verlangsamt.
Vor diesem Hintergrund hat die Bank of America im intern beobachteten Anlageuniversum nach europäischen Unternehmen gesucht, die a) ein positives 3-Monats- und 1-Monats-Revisionsverhältnis bei den Schätzungen zu den Dividenden je Aktie aufweisen, b) ein positives, im Konsens erwartetes Wachstum bei den Dividenden je Aktie für die Geschäftsjahre 2022 und 2023 versprechen, c) über einen höheren Deckungsgrad bei den Dividenden je Aktie als der Marktmedian für das laufenden und das kommende Geschäftsjahr verfügen und d) eine höhere Dividendenrendite als der Marktmedian für die Geschäftsjahre 2022 und 2023 bieten. Die nachfolgende Tabelle zeigt die so herausgefilterten Titel.
Quellen: BofA European Equity Quant Strategy, Factset