Die Wette auf sich selbst – Bill Nygren
Bill Nygren, eigentlich William Carl Nygren, wurde im Jahr 1959 geboren. Weder der genaue Geburtstag, noch der Geburtsort sind bekannt. In seiner High-School-Zeit wollte Nygren unbedingt Profi-Baseballspieler werden, hatte aber nicht das nötige Talent dazu. Nygren selbst nimmt den geplatzten Traum mit Humor und kann sogar einen Vorteil daraus ziehen. So meint er, dass gescheiterte Athleten aufgrund ihres ungestillten Hungers nach Erfolg oft gute Investoren abgeben. Ob diese Erkenntnis statistisch hinterlegt ist, bleibt zu bezweifeln.
Sein großes Interesse an Statistiken und Mathematik brachte Bill Nygren letztlich an die Wertpapiermärkte. Er kaufte mit 15 Jahren seine ersten Aktien. Das Geld dafür verdiente er sich durch einen Job im Supermarkt.
Mit 18 Jahren schrieb sich der junge Investor an der University of Minnesota ein, um dort Accounting zu studieren. Seinen Bachelor-Abschluss erhielt er 1980. Den Master in Applied Security Analysis machte er an der University of Wisconsin (1981). Außerdem trägt er den Titel Chartered Financial Analyst (CFA). Nach dem Studium verschlug es Nygren erst einmal in die Versicherungsbranche, wo er als Analyst und Portfoliomanager für The Northwestern Mutual Life Insurance Company arbeitete.
Oakmark
1983 wechselte Nygren zu Harris Associates, einem Vermögensverwalter mit einem verwalteten Vermögen von derzeit USD 118 Mrd. Bill Nygren begann auch dort als Analyst und arbeitete sich bis zum Chief Investment Officer (CIO) hoch. Diesen Posten besetzt er noch heute. Weitaus bekannter als seine Position bei Harris Associates ist aber sein Engagement als Portfolio Manager und CIO beim Oakmark Fund. Nygren ist insgesamt für drei Fonds der Oakmark-Familie verantwortlich und managt somit ein Vermögen von USD 24 Mrd., darunter der bekannte Oakmark Fund, der seit Gründung 1991 eine jährliche Performance von 13,04% aufweisen kann und somit den S&P500 als Benchmark weit hinter sich lässt. Für seine hervorragenden Leistungen wurde Nygren 2001 von Morningstar als Domestic Stock Manager of the Year ausgezeichnet.
Investment Ansatz
Bill Nygren ist Value Investor. Er versucht also Unternehmen zu einem Preis zu kaufen, der unterhalb ihres inneren Wertes liegt. Zur Berechnung des Unternehmenswertes nutzt Nygren das Discounted-Cash-Flow-Verfahren. Er steigt ein, wenn ein Unternehmen am Markt zu 60% des von ihm errechneten Wertes notiert. Weitere wichtige Faktoren für Bill Nygren sind ein hoher Free Cash Flow, eine möglichst hohe Eigenkapitalrendite und eine Unternehmensführung, welche selbst möglichst viele Anteile am Unternehmen hält.
Nygren liebt außerdem sogenannte 80/20-Situationen. In solchen Sondersituationen gerät der Aktienkurs eines Unternehmens unter Druck, weil sich 80% aller Berichte über das Unternehmen um einen in Schräglage geratenen Teilbereich drehen, der lediglich 20% zum Profit beiträgt. Bill Nygren greift hier besonders gern und beherzt zu, da der Markt in solchen Fällen häufig überreagiert und somit wahre Schnäppchen für die Investoren schafft. Nygren selbst hat übrigens einen Großteil seines Privatvermögens in zwei seiner Fonds investiert. Er wettet also auf sich selbst.
Zitate
- "Die erste Frage, die wir uns bei einer Turnaround-Situation stellen: ‚möchte die Welt dieses Unternehmen haben?‘."
- "Umso länger der Markt braucht, um das wahre Potenzial eines unserer Investments zu begreifen, desto größer ist meine Rendite."
- "Man kann keine guten langfristigen Erträge erzielen, wenn man kurzfristig denkt."
- "Fokussiere dich darauf nichts zu verlieren. Die Oberseite kümmert sich in der Regel um sich selbst."
- "Als konservative Value-Investoren basieren wir unsere Entscheidungen immer auf folgende Frage: ‚Was, wenn wir falsch liegen?‘."
- "Wir versuchen von ängstlichen oder gelangweilten Investoren zu kaufen und an gierige Investoren mit Hunger nach Aufregung zu verkaufen."
- "Ein großer Einflussfaktor auf den Erfolg oder Misserfolg eines Investors ist das Managen von Fehlern. Im Allgemeinen gilt: je früher man sich einen Fehler eingesteht, desto eher minimierst du den Einfluss auf deine Performance."
- "Wir wollen überdurchschnittliche Unternehmen zu durchschnittlichen Preisen."
- "Wenn sich der Markt und die Medien stark auf negative Trends fokussieren, sehen wir oftmals eine Chance."
- "Wenn du anfängst langfristige Vorhersagen zu treffen, dann arbeiten die Gesetze der Ökonomie für dich."
- "Es gibt kein Patentrezept für konstante Outperformance."
- "Unsere Standardstrategie lautet folgendermaßen: wir kaufen ein Unternehmen, wenn es bei 60% seines Wertes notiert und verkaufen es, wenn es 90% erreicht."
- "Kurzfristige Preisspekulation ist Glücksspiel."
- "Wir gucken auf die historischen Track Records…das ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, um das Management zu beurteilen."
- "Eine Marke ist ein sehr wertvoller Vermögensgegenstand, aber man findet ihn normalerweise nicht in der Bilanz."
- "Wir definieren Risiko als Geld verlieren."
- "Das Schwierigste ist vorherzusagen, wann der Markt drehen wird."
- "Wir suchen nach Unternehmen, die für die Aktionäre das Maximum an Wert herauszuholen versuchen."
- "Wenn du anfängst langfristige Vorhersagen zu treffen, dann arbeiten die Gesetze der Ökonomie für dich."
- "Eine der Grundannahmen beim Value-Investing ist, dass, sofern alles andere gleichbleibt, ein höherer Preis die Attraktivität der Aktie mindert und andersherum."