Europäische Telekomunternehmen fordern höhere Zahlungen von Tech-Konzernen für Netznutzung
Europäische Telekomunternehmen wollen große Tech-Konzerne einem Pressebericht zufolge zu höheren Zahlungen für die Nutzung der Netze zwingen. "Ein fairer und angemessener Beitrag der größten Verkehrserzeuger zu den Kosten der Netzinfrastruktur sollte die Grundlage eines neuen Ansatzes bilden", zitiert die Financial Times am 02.10.2023 aus einem Brief, den die Chefs von 20 europäischen Telekommunikationsunternehmen nach Brüssel geschickt haben sollen. Zu den Unterzeichnern gehört etwa Deutsche-Telekom-Chef Tim Hoettges, sowie die Spitzen von Vodafone, Telia und der BT Group. Auch Vertreter von Vodafone und Orange stimmen für das Vorhaben.
Große Techkonzerne profitieren am meisten von den Telekommunikationsnetzen
Die Telekommunikationsanbieter sind der Überzeugung, dass Google, Netflix und andere Unternehmen am meisten von der Infrastruktur profitieren und dafür praktisch nichts bezahlen. Den Unterzeichnern des Schreibens zufolge ist der Datenverkehr jedes Jahr um durchschnittlich 20 bis 30 % gestiegen, in erster Linie getrieben von einer "Handvoll" großer Technologieunternehmen. Die Telekommunikationskonzerne gehen davon aus, dass sich dieses Wachstum fortsetzen wird, halten es aber für unwahrscheinlich, dass es unter den derzeitigen Bedingungen zu einer entsprechenden Investitionsrendite führt. Die Vertreter behaupten, dass große Technologieunternehmen "fast nichts für den Datentransport in unseren Netzen" zahlen, während einige Cloud-Anbieter ihren Kunden "bis zu 80-mal so viel für den Weitertransport von Daten aus der Cloud" berechnen. An sich handelt es sich bei den Bemühungen um keine neue Forderung der Telekom-Branche, aber der Druck wächst vor dem Hintergrund der Europawahl 2024.
Die Kosten für den Ausbau der Telekom-Netze sind enorm
Die Konzernchefs der Netzwerkanbieter sind sich einig, dass sich der Datenverkehr über die kommenden Jahre weiter erhöhen wird. Jedoch ist es unwahrscheinlich, dass sie zu einer angemessenen Rendite des Kapitals führt, da gleichzeitig große Investitionen erforderlich sind. Die Kommission schätzt, dass bis 2030 etwa 200 Mrd. Euro investiert werden müssen, um allen besiedelten Gebieten in der Europäischen Union Zugang zum Mobilfunkstandard 5G sowie eine vollständige Gigabit-Abdeckung zu gewährleisten. Die Führungskräfte der Netzwerkanbieter verlangen von den Regulierungsbehörden, ihre Unterstützung für zukünftige Investitionen zu leisten und die Regulierung der Telekommunikationsbranche zu überarbeiten. Es ist geplant, dass der Brief an die Europäische Kommission und die Mitglieder des Europaparlaments gerichtet wird.
Technologiekonzerne wiederum haben sich in der Vergangenheit gegen Vorschläge für eine faire Beteiligung ausgesprochen und argumentiert, dass sie bereits in die Internet-Infrastruktur, einschließlich Unterseekabel und Rechenzentren, sowie in Inhalte und Dienste investieren. Daniel Friedlaender, Leiter der CCIA Europe, die Lobbyarbeit für die Tech-Industrie betreibt, argumentierte, dass Telekommunikationskonzerne "dank spannender Inhalte und Dienste, die von Kreativ- und Tech-Unternehmen entwickelt wurden, gewachsen sind. Die Telekommunikationsunternehmen wollen ihre Netze nun vollständig von denselben Unternehmen subventionieren lassen, die ihnen zu Wachstum und Erfolg verholfen haben", führte er weiter aus.