Tesla-Aktionäre vor großer Entscheidung: Musks 56-Milliarden-Dollar-Paket auf dem Prüfstand
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Bei Tesla erreicht die nächste Auseinandersetzung über das 56 Mrd. USD schwere Aktienpaket für Firmenchef Elon Musk ihre entscheidende Phase. Bis Donnerstag, den 13.06.24 müssen Anteilseigner darüber abstimmen, ob der Milliardär das Paket erhält, obwohl ein Gericht den Mega-Deal Anfang des Jahres untersagt hatte. Robyn Denholm, die Vorsitzende des Verwaltungsrats, hat die Aktionäre aufgefordert, dafür zu stimmen, um Musk zu motivieren. Sie betont, dass Musk seinen Teil des Deals erfüllt hat und den Börsenwert des Unternehmens seit 2018 erheblich gesteigert hat. Nun seien die Aktionäre am Zug, ihren Teil der Abmachung einzuhalten, da es um die Zukunft von Tesla gehe. Ein Großaktionär hat jedoch bereits angekündigt, dagegen zu stimmen.
56 Mrd. USD als Motivation
Tesla stellte Musk 2018 das beispiellos große Aktienpaket in Aussicht, wenn ehrgeizige Zielmarken bei Börsenwert und Geschäftszahlen erreicht würden. Obwohl diese Ziele erreicht wurden, klagte ein Aktionär erfolgreich vor einem Gericht in Delaware, weil der Entscheidung des Verwaltungsrats mehrere Irreführungen vorausgegangen waren. Die Vorsitzende des Gerichts begründete das Urteil damit, dass Musk das Unternehmen vollständig kontrolliere und nicht nur den Verwaltungsrat von Tesla. Das Vergütungskomitee des Verwaltungsrats habe nicht mit Musk über die Bedingungen des Deals verhandelt, sondern fungiere vielmehr "fast als beratendes Gremium neben ihm". Nach dem Urteil verlegte Musk den Firmensitz von Tesla von Delaware nach Texas und startete im April einen neuen Versuch, den Deal durchzubringen.
In einem Schreiben an die Aktionäre erklärt Denholm, dass das Aktienpaket den Zweck habe, Musks Fokus bei Tesla zu behalten. Er sei kein typischer Manager und Tesla keine typische Firma. Was anderswo für Motivation sorge, funktioniere bei Musk nicht. Um von seinen Ideen und seiner Energie zu profitieren, müsse man ihn dazu bewegen, sich auf Tesla zu konzentrieren. Das Aktienpaket soll dabei helfen, weshalb die Aktionäre dafür stimmen sollten. Kurz vor dem Brief wurde bekannt, dass Musk tausende KI-Beschleuniger, die Tesla bestellt hatte, zu seinem Kurznachrichtendienst X umgeleitet hat.
Musk sieht Tesla eher als KI-Unternehmen denn als Autobauer und hat für den 8. August Neuigkeiten zu Robotaxis angekündigt. Musk hat in der Vergangenheit wiederholt Robotaxis angekündigt, die dann nicht umgesetzt wurden, was Investoren skeptisch macht. Graham Tanaka stieg mit seinem Tanaka Growth Fund etwa 2011 bei Tesla ein, als der Aktienkurs bei zwei USD lag. In den letzten sechs Monaten hat er jedoch seinen gesamten Bestand verkauft und investiert nun in Nvidia-Aktien. Er sieht bei Nvidia größere Chancen im Bereich Künstliche Intelligenz und betont: "Tesla ist zu riskant, wenn man Nvidia zum halben Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) kaufen kann."
Grundsatzentscheidung über Musks Rolle
Laut dem Investor Roger McNamee, Mitbegründer des Private-Equity-Fonds Elevation Partners, geht es bei der Abstimmung nicht nur um ein Aktienpaket. Vielmehr handelt es sich um eine Grundsatzentscheidung darüber, ob Elon Musk, die zentrale Macht- und Strahlfigur des Elektroautopioniers, weiterhin Chef von Tesla bleibt. Sollte Musk diese "Vertrauensfrage" verlieren, hätte dies McNamee zufolge katastrophale Auswirkungen auf den Aktienkurs von Tesla. McNamee betont, dass die fundamentalen Daten des Unternehmens den aktuellen Anstieg nicht rechtfertigen. Ohne Musk würden viele Tesla-Investoren ihre Aktien wahrscheinlich verkaufen.
Musk hat gedroht, künftige Produkte woanders zu entwickeln, falls sein Versuch, mehr Kontrolle über Tesla zu erlangen, blockiert wird. Er schrieb auf X, dass er unwohl dabei sei, Tesla ohne etwa 25 Prozent der Stimmrechte zu einem führenden Unternehmen in KI und Robotik zu machen.
Kritik von Glass Lewis
Ein führendes Beratungsunternehmen für Stimmrechtsvollmachten hat die Tesla-Aktionäre aufgefordert, gegen den 56-Milliarden-Dollar-Gehaltsdeal von Elon Musk und den Vorschlag zur Umstrukturierung des Unternehmens in Texas zu stimmen. Glass Lewis erklärte, das Vergütungspaket sei "übermäßig groß" und "verwässernd" und äußerte Bedenken hinsichtlich Musks zahlreicher anderer Projekte, insbesondere der Social-Media-Plattform X.
Glass Lewis betonte, dass Musks zeitaufwändige Projekte, wie SpaceX, Neuralink und die Boring Company, bereits vor der Vergütung 2018 dokumentiert waren und sich mit dem Kauf von X ausgeweitet haben. Der Umzug nach Texas biete den Aktionären "ungewisse Vorteile und zusätzliche Risiken", berichtete die Financial Times.
Der Staatliche Pensionsfonds Norwegens, der achtgrößte Anteilseigner, hat angekündigt, gegen die Übertragung des Aktienpakets an Musk zu stimmen, berichtet Reuters. Bereits 2018 hatte der Fonds gegen den Deal gestimmt. Musk kritisierte den Widerstand und behauptete auf X, dass 90 Prozent der Kleinaktionäre dem Plan zugestimmt hätten und "die öffentliche Meinung ist eindeutig dafür".