Portfoliocheck: Mason Hawkins setzt auf FedEx und der nicht mehr auf Amazon
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Hawkins ist Gründer und CEO von Southeastern Asset Management und leitet diese Investmentgesellschaft seit mehr als vier Jahrzehnten. Er fokussiert sich auf eine überschaubare Zahl von Werten und hält seine Positionen zumeist viele Jahre lang. Dabei machen seine TOP-10-Positionen oft bis zu 90 Prozent des Portfolios seines Longleaf Partners Funds aus.
Sein konträrer Ansatz zahlt sich aus und er kann über mehr als vierzig Jahre hinweg auf eine Outperformance gegenüber dem S&P 500 verweisen. Das dürfte auch einer der Gründe sein, weshalb ihm seine Investoren inzwischen 35 Milliarden Dollar anvertraut haben, die Hawkins mit Bedacht investiert; den Großteil über individuelle Kundenkonten.
Mason Hawkins top Käufe und Verkäufe
Im ersten Quartal 2019 fiel die Anzahl der Werte in Mason Hawkins Depot von 32 auf 29 und der Gesamtwert blieb stabil bei knapp 7 Milliarden Dollar. Mit einer Turnoverrate von nur 3% blieb Hawkins seinem unaufgeregten Investmentstil treu – was nicht heißt, dass in seinem Portfolio gar nichts los war.
Sofort ins Auge sticht, dass er DowDuPont komplett verkauft hat. Diese Position hatte er erst im Schlussquartal 2018 neu gekauft und auf den positiven Effekt der beginnenden Aufspaltung in drei separate Unternehmen gesetzt.
Die größte Auswirkung auf sein Portfolio hatte der 80-prozentige Abverkauf seiner Position an Yum Brands China. Hawkins kehrt dem Reich der Mitte jedoch nicht generell den Rücken, denn im Gegenzug hat er beim Internetkonzern Baidu seine Position um 45 Prozent erhöht.
Für den Medienbereich scheint Mason Hawkins nicht mehr so positiv gestimmt zu sein, denn bei Graham Holdings reduzierte er seinen Bestand um 21 Prozent und beim Infrastrukturanbieter Viasat gleich um 40 Prozent und bei Liberty Formula One ebenfalls um 40 Prozent. Bei Alphabet fiel die Reduzierung mit 13 Prozent geringer aus und auch Mattel gab er nur 10 Prozent ab.
Bei der Investmentbank Lazard stockte Mason Hawkins seine Position um 40 Prozent auf und um 10 Prozent beim Logistikdienstleister FedEx.
Mason Hawkins top Portfolio-Positionen
Mason Hawkins Portfolio ist stark konzentriert. Die drei größten Positionen CentruyLink, General Electric und FedEx machen gut 27 Prozent aus, die fünf größten, also inklusive CNX Ressources und Mattel, bringen es zusammen auf 41 Prozent.
Auffällig ist, dass Mason Hawkins beim Öl- und Gas-Explorer CNX Ressources 24 Prozent aller Aktien hält und bei Mattel immerhin ein Zehntel. Trotz der Reduzierungen bleibt Mattel mit 6,7 Prozent die fünftgrößte Position, Alphabet die siebtgrößte mit gut 5 Prozent knapp vor Graham Holdings mit ebenfalls 5 Prozent auf Platz acht.
Allergan auf dem elften Platz sieht sich gerade mit einer Übernahmeofferte des Pharmariesen Abbvie ausgesetzt, der für den Botox-Hersteller stolze 63 Milliarden bietet. Das Kursfeuerwerk bei Allergan dürfte Mason Hawkins erfreut haben, auch wenn es sich im ersten Quartal noch nicht in seinen Zahlen niedergeschlagen hatte.
Mit 23,7 Prozent ist der Industriesektor weiterhin am stärksten gewichtet vor Communication Services mit knapp 19 Prozent und zyklischen Konsumwerten mit 13 Prozent, die Hawkins um 4 Prozent abgebaut hat. Auf Platz vier folgen die um 1,8 auf 9,5 Prozent reduzierten Technologiewerte vor Energie mit 7,3 Prozent.
Aktie im Fokus: Federal Express Corporation Inc.
FedEx ist ein weltweit operierendes US-amerikanisches Kurier- und Logistikunternehmen und hat seit 1973 seinen Sitz in Memphis, Tennessee. Dorthin war man bereits zwei Jahre nach der Gründung umgezogen.
Anders als der Name vermuten lässt, ist FedEx kein ehemals staatliches Unternehmen, sondern er begründet sich in dem Versuch, Regierungsaufträge an Land zu ziehen. Und auch auf anderem Gebiet zeigte sich FedEx innovativ, in dem es als erstes Transportunternehmen auf moderne Jets setzte.
Sein schnelles Wachstum zu einem der führenden Logistikunternehmen der Welt gelang FedEx auch durch Übernahmen. Große Beachtung fand vor vier Jahren die Übernahme des niederländischen Konkurrenten TNT Express für 4,4 Milliarden Euro. Seitdem sind die schwarz-orangefarbenen Transporter aus unserem Stadtbild verschwunden, während die weißen mit dem FedEx-Logo nicht wirklich auffallen. In Deutschland dominiert DHL das Geschehen vor Hermes mit den typischen Blautönen. Und die braunen UPS-Laster stechen noch ins Auge, da UPS konsequent auf die aus den USA bekannten Fahrzeugtypen setzt.
Boom dank Onlinehandel
Seinen großen Erfolg hat FedEx auch dem Siegeszug des Onlinehandels zu verdanken. Immer mehr Menschen kaufen online ein und immer mehr Branchen erschließen für sich den Onlinehandel. Diese Waren müssen versandt werden und die Paketdienstleister haben sich jahrelang eine goldene Nase an dem schier ungebremsten Wachstum verdient.
Inzwischen zeigen sich allerdings auch die Kehrseiten der Medaille immer deutlicher. So wächst das Paketaufkommen seit Jahren schneller, als die Logistikdienstleister ihre Kapazitäten aufbauen können, denn diese bestehen nicht nur in immer mehr Fahrzeugen und Fahrern, sondern auch in enormen Investitionen in die Logistikstandorte.
Des Weiteren haben die Unternehmen zunehmend Probleme, überhaupt noch Personal zu finden, sowohl in den USA, aber auch in Deutschland. Die seit Jahren anhaltende Konjunkturstärke hat den Arbeitsmarkt leer gefegt, während die Arbeitsbedingungen der Fahrer wenig attraktiv sind. Viele von ihnen sind keine Angestellten, sondern müssen sich als selbstständige Subunternehmer durchschlagen. Zu ihrem sehr geringen Verdienst gesellt sich die selbst zu organisierende soziale Absicherung hinzu und das Ausbleiben der Einnahmen bei Urlaub und Krankheit. Zusätzlich sind die Fahrer einem enormen Stress ausgesetzt, da sie nach ausgelieferten Paketen bezahlt werden und diese teilweise sehr schwer sind und auch in den vierten Stock geschleppt werden müssen, wenn es keinen Fahrstuhl gibt. Die körperliche und psychische Belastung ist also enorm.
Hier könnten die Unternehmen gegensteuern und für bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung sorgen. Doch ganz so einfach ist das nicht, denn der Boom beim Onlinehandel hat auch dazu geführt, dass sich hier einige Dominatoren herausgebildet haben, die den Paketdienstleistern die Preise diktieren können. Die Otto-Gruppe, zu der Hermes gehört, Marktführer Amazon oder Zalando stehen für ein so hohes Paketaufkommen, dass sich die Logistiker in der Zwickmühle befinden. Lassen sie sich nicht auf den ruinösen Preiskampf ein, verlieren sie gegebenenfalls auf Schlag einen erheblichen Anteil ihrer Umsätze. Und damit die Deckungsbeiträge, die sie für die Amortisation ihrer Milliardeninvestitionen in die Logistikzentren erwirtschaften müssen. Sie können also gar nicht aus einer starken Position heraus in den Ring steigen mit Amazon oder Zalando. Und sie können sich auch nicht gemeinsam zu branchenweiten Preiserhöhungen zusammenfinden, denn solche Preiskartelle sind in Deutschland verboten und ziehen bei ihrem Aufdecken empfindliche Strafen nach sich.
Amazon wird vom Kunden zur Konkurrenz
Amazon ist der größte Kunde der Paketdienste. Und Amazons Chef Jeff Bezos hat schon vor fünf Jahren erkannt, dass die zunehmenden Probleme bei der Paketzustellung für Amazons Wachstum der Flaschenhals würden. Da es nicht Amazons Art ist, Dinge nur beklagen, sondern sie beherzt anzugehen, entschied man sich kurzerhand, die eigene Logistik um die Endkundenzustellung zu erweitern. Und dank des enormen Cashflows, den Amazons Aktivitäten generieren, steht auch fast unbegrenzt Kapital zur Verfügung, um gleich in die Vollen zu gehen.
Gesagt, getan. Innerhalb von nur drei Jahren hat Amazon 40 Frachtflugzeuge in seiner Airline Amazon Air an den Start gebracht - und betreibt damit bereits die weltweit fünftgrößte Cargo-Flotte! Lufthansa liegt weit zurück und selbst DHL Aviation als Nummer Zwei der Branche hat "nur" 200 Frachtflieger. Und gerade verkündete Amazon Air, seine Flotte um weitere 20 Boeing 737-800 aufzustocken und setzt damit konsequent sein erklärtes Ziel um, bereits in wenigen Jahren mehr als 400 Frachtflieger betreiben zu wollen. Damit würde man sogar an FedEx vorbeiziehen, der heutigen Nummer Eins im Luftfrachtgeschäft.
Allerdings verdient man in der Luftfracht kaum Geld; Amazon löst hier vordergründig sein Problem, dass die klassischen Anbieter das Segment immer stärker vernachlässigen und so auch Amazon immer mehr Probleme mit der Logistik bekam (falsche und verspätete Lieferungen). Da inzwischen 58 Prozent der Umsätze auf Amazons Online-Marktplatz von Drittanbietern generiert werden, denen man auch komplette Fulfillment-Dienste anbietet, sind Amazons Bestrebungen allerdings nicht nur der Versuch, die eigene Zustellung zu verbessern.
Im Gegenteil, denn Amazon bietet bereits seinen Kunden an, die Zustellung für sie zu übernehmen. Und dabei setzt Amazon auf ein alternatives Konzept, indem man Fahrern ein Fahrzeug, Uniform und weiteres Equipment sowie ein finanzielles Startpaket anbietet, wenn sie sich als Amazon-Zusteller selbstständig machen. Damit nimmt man den Paketdiensten Fahrer weg und verbessert die eigene Zustellungsleistung. Und im Hintergrund wächst auch die eigene Frachtlogistik. Amazon wird damit für die Paketzusteller immer mehr vom Kunden zum ernstzunehmenden Wettbewerber!
FedEx zieht (erste) Konsequenzen
Und die Logistikkonzerne sehen sich vor große Probleme gestellt. Einerseits können und wollen sie auf die Einnahmen aus dem Paketversand für Amazon nicht verzichten. Andererseits sind die personell und finanziell bereits an der Leistungsgrenze und können kaum noch mithalten – und gegenhalten schon gar nicht. Es ist absehbar, dass Amazon sie auf ihrem eigenen Feld schlagen wird und die Kostensenkungen der vergangenen Jahre bieten keinen weiteren Spielraum mehr für DHL, UPS, FedEx & Co.
FedEx hat daher eine erste Konsequenz aus dem Dilemma gezogen. Man hat den Vertrag mit Amazon gekündigt, der die Luftfracht innerhalb der USA betrifft. Die Paketzustellung an die Endkunden und die Luftfracht ins Ausland sind hiervon nicht berührt. Noch nicht.
Mit diesem Schritt verzichtet FedEx ganz bewusst auf 1,3 Prozent seiner Umsätze. Da man jedoch an der Kapazitätsgrenze agiert, dürfte man den Mengenverlust schnell kompensieren können. Zumal FedEx sich bewusst auf die Konkurrenz von Amazon besinnen will, also die kleinen und mittleren Händler. FedEx macht also aus der Not eine Tugend und wendet sich von Amazon ab. Zumindest ein bisschen. Und stärkt Amazons Konkurrenten den Rücken, von denen man sich verspricht, dass sie auch langfristig auf die Dienste von FedEx angewiesen sein werden und kaum geneigt sein dürften, Amazons Logistikdienste in Anspruch zu nehmen.
Aus Sicht von FedEx ist das ein cleverer Schachzug, denn er lässt sich ohne größere Schmerzen umsetzen. Amazons Ziel, Ende 2019 für seine Prima-Kunden in den USA die Zustellung innerhalb eines Tages zu gewährleisten, lässt sich Amazon alleine im zweiten Quartal 800 Millionen Dollar kosten. Kleinere Händler können hier nicht mithalten, weil dies ihre Verdienstmargen komplett aufzehren würde. Indem FedEx sich von Amazon löst, kann es bessere und schnellere Zustellungen für Amazons Konkurrenten anbieten. Das könnte zu einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten führen. Zumal davon auszugehen ist, dass FedEx versuchen wird, sich auch in anderen Bereichen sukzessive von Amazon zu trennen.
Diese strategische Entscheidung wäre natürlich gewagt und auch mit Einbußen verbunden. Auf der anderen Seite dürfte sie nur vorwegnehmen, was ohnehin kommen wird: Amazon wird sein eigener Logistikanbieter. Und wie bei der Cloudsparte AWS, die zunächst als interne Rechenzentrumlösung an den Start ging und inzwischen Weltmarktführer bei Clouddienstleistungen ist, dürften die Kapazitäten zu großzügig aufgestellt werden, dass man dann auch Externe bedient und somit zum vollwertigen Wettbewerber von FedEx, DHL, UPS & Co. wird. Die anderen Logistikanbieter schauen dieser Entwicklung noch tatenlos zu, während FedEx die Dinge aktiv angeht. Welcher Weg sich am Ende als der richtige erweisen wird, bleibt abzuwarten. Der mutigere ist jedenfalls der von FedEx. Und da man bisher mit der Luftfracht nur einen Versuchsballon gestartet hat, halten sich die Risiken auch in Grenzen. Zumindest hat FedEx ein starkes Signal gesetzt, dass man sich von Amazon nicht die Butter vom Brot nehmen lassen will…
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