12 deutsche Aktien, für die der Ausgang der US-Wahlen positive Impulse bringen könnte
Der Tag der US-Präsidentschaftswahlen rückt immer näher. Auch die Börsianer warten gespannt auf den Ausgang des Urnengangs. Und zwar nicht nur in den USA, sondern weltweit. Abhängig vom Ergebnis könnte etwa in Deutschland das Ergebnis laut Metzler Capital Markets positive Kursfolgen für ein Dutzend Einzelaktien nach sich ziehen.
Unter diesem Link https://aktien-mag.de/blog/aktienanalysen/joe-biden-als-neuer-us-prasident-diese-funf-aktien-gewinnen-diese-funf-aktien-verlieren/p-51431 haben wir in der Vorwoche gezeigt, welche US-Aktien von einem Wahlsieg von Trump-Herausforderer Joe Biden profitieren könnten. In diesem Beitrag zeigen wir unter Rückgriff auf eine aktuelle Publikation von Metzler Capital Markets auf, welche Folgen der Ausgang der am 03. November stattfindenden Wahl für ausgewählte deutsche Aktiengesellschaften haben könnte.
Hendrik König, Aktienstratege beim Investmentarm des bereits im Jahr 1674 gegründeten deutschen Bankhaus Metzler weist in der Ausarbeitung eingangs zunächst erst einmal darauf hin, dass Biden in der letzten Runde des US-Wahlkampfes in den Umfragen zwar vorne liege, doch zeigten die Erfahrungen der vorangegangenen Präsidentschaftswahl, dass der Wahlausgang keineswegs schon entschieden sei und es aufgrund des Wahlsystems noch zu Überraschungen kommen könne
Ein Blick in die Wahlprogramme beider Kandidaten lasse erkennen, dass Joe Biden weit konkretere Pläne habe als Donald Trump, der sich vielfach auf allgemeine Statements beschränke. Das Research-Team von Metzler Capital Markets habe die Wahlprogramme beider Kandidaten daraufhin abgeklopft, welche Aspekte relevant für deutsche börsennotierte Unternehmen mit Geschäftsaktivitäten in den USA seien und wie sich diese Aspekte auf deren künftiges Geschäft auswirken könnten.
Für diese Unternehmen bedeutsam seien insbesondere fünf Themenfelder: die Steuerpolitik, die Infrastruktur, das Gesundheitswesen, die Umwelt- und die Militärpolitik. Ein weiteres Thema sei der Handelskonflikt mit China: Hier nähmen beide Kandidaten eine harte Haltung ein, doch dürfte Biden in diesem Konflikt eher auf Allianzen setzen. Abgesehen von den politischen Einflüssen auf Unternehmensebene dürften US-Staatsanleihen vermutlich nur mäßig auf den Wahlausgang reagieren, und der US-Dollar sollte unter einem Präsidenten Trump schwach bleiben, so König.
6 potenzielle Profiteure aus dem DAX
Daimler dürfte als Unternehmen mit einer starken Produktion in den USA davon profitieren, dass beide Kandidaten den heimischen Industriesektor stärken wollen. Die von Biden geplante Anhebung der Körperschaftsteuer dürfte allerdings auch Daimler belasten. Der schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China würde auch künftig das Geschäft mit China nicht wesentlich tangieren, da es nur geschätzt 1 % des gesamten Umsatzes von Daimler ausmache.
Höhere Körperschaftsteuern könnten sich, wie Metzler Capital Markets zu bedenken gibt, auch für die Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom, T-Mobile US, mit etwa 350 Mio. EUR p. a. negativ auswirken. Andererseits könnte das Unternehmen zu den Nutznießern unter einem Präsidenten Biden zählen, da sein Programm auch höhere Investitionen in den Ausbau der Breitbandversorgung und der 5G-Netze vorsieht.
Für HeidelbergCement sind die USA einer der wichtigsten Absatzmärkte weltweit. Das Unternehmen erziele dieses Jahr geschätzt etwa 27 % seines Umsatzes in den USA und Kanada. Aus Sicht der Metzler-Analysten könnte der Baustoffproduzent einer der Hauptprofiteure der steigenden US-Infrastrukturausgaben in den kommenden Jahren sein, unabhängig vom Ausgang der Präsidentschaftswahlen.
Infineon dürfte zu den großen Gewinnern bei einem Wahlsieg von Biden zählen, der Investitionen in eine "grüne" Infrastruktur und sauberen Strom vorantreiben will. Mit einem Marktanteil von rund 14 % sei das Unternehmen weltweit die Nummer eins unter den Halbleiterlieferanten in der Automobilindustrie und auch in den USA sehr gut positioniert, um vom Trend zur E-Mobilität zu profitieren. Sollte der Handelskonflikt zwischen den USA und China unter Biden an Schärfe verlieren, könnte das die Unsicherheit und Volatilität im Halbleitergeschäft mindern, was Infineon ebenfalls zugutekäme.
Für die Munich Re scheint das Bild im Falle eines Wahlsiegs von Joe Biden zweigeteilt: Mittelfristig würde sich ein Anheben der Körperschaftsteuer wahrscheinlich leicht belastend auf das Konzernergebnis des Rückversicherers auswirken, langfristig aber dürfte dem Unternehmen der gleichfalls unter Biden vorgesehene stärkere Fokus auf den Klimaschutz nützen. Denn da zum Geschäft der Munich Re auch das Versichern von Schäden aus Naturkatastrophen gehöre, dürfte der Klimaschutz längerfristig für den Konzern einen hohen Stellenwert haben. Andernfalls könnten eines Tages einige aus dem Klimawandel resultierende wetterbedingte Risiken möglicherweise nicht mehr versicherbar sein.
Knapp 40 % der Offshore-Wind-, Onshore-Wind- und Solaranlagen von RWE sind wie König erläutert in den USA installiert, und auch künftig dürften die USA neben Europa der wichtigste Zielmarkt sein. Die Umweltschutzpläne Bidens würden das US-Geschäft von RWE stark unterstützen.
6 potenzielle Profiteure aus dem MDAX und SDAX
Auf die Ertragslage von Gerresheimer dürften sich weder Bidens noch Trumps Vorschläge zur Reform des Gesundheitswesens nennenswert auswirken. Erfahrungen der Vergangenheit zeigten, dass weder "Obamacare" noch die von der Trump-Administration initiierten Versuche, Obamacare in Teilen wieder zurückzudrehen, das Geschäft von Gerresheimer in den USA sonderlich beeinflusst habe. Sollte es Biden allerdings gelingen, den Zugang der US-Bürger zum Gesundheitssystem spürbar zu erweitern, könne die Zahl der verkauften Medikamente stärker steigen als in den vergangenen Jahren.
Klöckner & Co erwirtschaftet laut Metzler Capital Markets geschätzt ein Drittel seiner Gewinne in den USA. Von einer Wiederwahl Trumps würde das Unternehmen vermutlich in zweierlei Hinsicht profitieren: von der unternehmensfreundlicheren Steuerpolitik und von Trumps stärkerem Fokus auf die "Old Economy", was die Nachfrage nach Stahl unterstützen dürfte.
Für Nordex sind die USA ein wichtiger Markt – rund 30 % seiner Windturbinen dürfte das Unternehmen dort verkaufen. Marktschätzungen gehen davon aus, dass sich dieser Markt nach dem Auslaufen der Subventionen für Windkraftanlagen im Jahr 2020/21 bis spätestens 2022 mehr als halbieren wird. Die Umsetzung von Bidens Plänen, dem Pariser Abkommen wieder beizutreten und den Energiesektor bis 2035 klimaneutral zu gestalten, sollte dem US-Geschäft von Nordex einen deutlichen Impuls geben.
Dem Unternehmensbereich "Defence" von Rheinmetall dürfte in die Karten spielen, dass beide Präsidentschaftskandidaten die europäischen NATO-Partner dazu drängen wollen, in den kommenden Jahren ihre Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts anzuheben. Biden scheint dabei stärker auf eine Präsenz US-amerikanischer Streitkräfte in Europa zu setzen. Als führender europäischer Anbieter für landgestützte Verteidigungssysteme und großkalibrige Munition hätte Rheinmetall gute Chancen, hiervon zu profitieren.
In den vergangenen Jahren habe SMA Solar rund ein Viertel seines Umsatzes in den USA erzielt; die Nachfrage nach Wechselrichtern stamme zu etwa 20 % aus der Region. Bidens Klimaschutzpläne sollten dem Solarsektor des Landes einen zusätzlichen Schub geben – gute Perspektiven also für das Unternehmen, so König.
Mit seinen Baumaschinen habe Wacker Neuson in den USA einen Marktanteil von rund 1 % – es bestehe also noch Aufholpotenzial. Die Pläne beider Kandidaten sähen den Ausbau der Infrastruktur vor, was Wacker Neuson zugutekommen dürfte.