Evotec – Biotech-Unternehmen meldet Fortsetzung einer wichtigen Forschungskooperation und stehe in kommenden Jahren vor Gewinnwachstum.
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Das Investieren in Biotech-Aktien hat einige Eigenarten, die Anleger kennen und berücksichtigen sollten. Warum ist das wichtig? Viele Biotech-Unternehmen sind reine Spekulationen auf einen Forschungserfolg. Bis dieser eintritt, wird meist kein Geld eingenommen, sondern nur verbraten. Anleger können Biotech-Firmen in der Regel nicht nach klassischen Bewertungskennziffern beurteilen, weil die Unternehmen weder signifikanten Umsatz, geschweige denn Gewinn machen.
Die Grundlagen des Biotech-Investierens
Biotech-Unternehmen müssen am Kapitalmarkt frische Mittel aufnehmen – oft durch Kapitalerhöhungen. Es gibt aber auch eine weitere Möglichkeit, um an Geld zu kommen, das den Laden am Laufen hält: Meilensteinzahlungen. Viele Biotechs schießen Kooperationen mit großen Pharma-Konzernen ab für ihre Wirkstoffkandidaten. Dafür erhalten sie, je nach Fortschritt und Erfolg der klinischen Studien, teils signifikante Einmalzahlungen – eben dann, wenn ein wichtiger Meilenstein der Forschung abgeschlossen wurde.
Mehr noch als die Veröffentlichung von Quartalszahlen werden an der Börse daher Vereinbarungen honoriert, wenn ein Biotech-Unternehmen eine Kooperation mit einem Großen der Pharma-Branche verkünden kann. Richtig Fahrt nehmen die Aktien von Biotech-Unternehmen meist erst auf, wenn ein Forschungserfolg eintritt. Dann explodieren die Kurse regelrecht – und wer vorher die Aktie nicht im Depot hatte, blickt dieser Entwicklung staunend hinterher. Allerdings muss man als Biotech-Investor auch damit leben können, dass die Erwartungen an einen Forschungserfolg bitter enttäuscht werden und eine Aktie dann ins Bodenlose abverkauft wird.
Spannende Biotech-Story made in Hamburg
In der letzten Woche habe Evotec [WKN: 566480, ISIN: DE0005664809] laut Focus Money (Ausgabe 16/2023) die wohl bedeutendste Erfolgsmeldung in der Unternehmensgeschichte über die Vereinbarung von Meilensteinzahlungen bekannt gegeben. Der US-Pharma-Riese Bristol Myers Squibb habe eine bestehende Kooperation um weitere acht Jahre verlängert.
Dem deutschen Biotech-Unternehmen komme in dieser Kooperation weiterhin die Rolle zu, Wirkstoffe gegen neurodegenerative Erkrankungen zu identifizieren. Die Partnerschaft habe eine hohe Signifikanz. Zunächst einmal erhalte Evotec eine Vorabzahlung in Höhe von 50 Mio. USD. Nett, aber nicht weltbewegend für ein Unternehmen mit einem Börsenwert von rund 3,4 Mrd. Euro. Aber, wenn die Forschungsarbeit auch Erfolge liefern könne, dann könnte diese Vereinbarung mit Bristol Myers Squibb Meilensteinzahlungen von bis zu 4 Mrd. USD nach sich ziehen – wenn das Wörtchen "wenn" nicht wäre.
Potenzial für Erhöhung von Meilensteinzahlungen
Evotec habe aber nicht nur diese eine möglicherweise lukrative Kooperation vorzuweisen. Die Hamburger seien mit zahlreichen Größen der Pharma-Branche verpartnert. Laut CEO Werner Lanthaler dürfe sich die Zahl der potenziellen Meilensteinzahlungen dadurch in den nächsten Jahren erhöhen. Aufgrund von insgesamt über 130 Kooperationsprojekten verfüge Evotec über potenzielle Meilensteinzahlungen in Höhe von mehr als 15 Mrd. USD in den kommenden Jahren.
Durch Auftragsarbeiten für Pharma-Konzerne erwirtschafte Evotec eine gesunde Basis an Erlösen. Im laufenden Geschäftsjahr solle der Konzernumsatz zwischen 820 und 830 Mio. Euro liegen. Der bereinigte operative Gewinn könne im Bereich von 115 bis 130 Mio. Euro liegen. Die damit zu erzielende operative Marge von 15 % habe noch Luft nach oben, bis der Topwert von 2019 von knapp 28 % erreicht werde.
Breites Angebot und umfangreiche Pipeline
Mit einer neuen pluripotenten Stammzellenplattform habe Evotec noch einen Wachstumstreiber im Portfolio. Die Plattform versetze Evotec in die Lage, strukturiert über humane Zellen neue Zielmoleküle für die Wirkstoffforschung zu entwickeln. Unterstützt werde der Forschungsprozess durch eine KI-gestützte Datenbank, die eine bessere Prognose von Forschungsdaten ermögliche. Focus Money rät mit einem Kursziel von 28 Euro zum Kauf der Aktie (43 % Potenzial).
Noch positiver fällt die Einschätzung des Analysehauses Warburg Research zu Evotec mit einem Kursziel von 30 Euro aus (60 % Potenzial). Analyst Christian Ehmann betrachtete die jüngsten Geschäftszahlen und die Fortsetzung der Kooperation mit Bristol Myers Squibb als den Beginn der "Erntezeit" für den Pharmawirkstoff-Forscher aus Hamburg.
Aktuelle News
[Anm. d. Red.: Weder die Empfehlung von Focus Money noch die von Warburg Research nimmt Bezug auf eine Cyberattacke auf Evotec, die am vergangenen Donnerstag publik wurde. In einer ersten Reaktion hatte Evotec die meisten Dienste vom Netz genommen, sodass diese für die Kooperationspartner nicht erreichbar waren. Welches Ausmaß der Hackerangriff hat, ist noch nicht abzusehen.]
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
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