Die meisten Anleger wären mit einem ausschließlichen Investment in Warren Buffett's Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway gut beraten. Es ist eine große Aufgabe den Altmeister in Puncto Performance schlagen zu wollen. Anstatt unzählige Arbeitsstunden in den Research von vermeintlich guten Investments zu stecken, sollte die breite Masse die Arbeit einfach Gurus wie Warren Buffett, Chris Davis oder Tom Russo überlassen. Sie verstehen ihr Handwerk wie kein Zweiter. Selbst große Investmentgesellschaften folgen diesem Ratschlag. So auch die Investmentgesellschaft Ruane, Cunniff & Goldfarb, die den Großteil ihres Geldes in Anteile von Berkshire investiert haben!

William Ruane und Warren Buffett – eine lebenslange Freundschaft!
Es ist eine bemerkenswerte Story. William Ruane wurde im Jahre 1925 geboren. Bei einem Investment-Seminar von Graham im Jahre 1950 lernten sich die beiden jungen Männer Ruane und Buffett zum ersten mal kennen. Sie verstanden sich auf Anhieb und entwickelten eine tiefgreifende Freundschaft, die ein Leben lang hielt.
Die beiden Männer schätzten sich enorm. Als Warren Buffett seine Investmentfirma Buffett Partnership im Jahre 1969 schloss, empfahl er seinen Investoren ihr Geld fortlaufend William Ruane verwalten zu lassen. So sagte der Altmeister: "Bill war die einzige Person, die ich meinen Investoren empfahl". Als Buffett einen Kandidaten als Chef-Investor für seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway suchte, sagte der Guru: "Ich suche nach einem weiteren Bill Ruana".

Auf Wunsch von Buffett gründete Ruane im Jahre 1970 schließlich mit seinem Partner Richard Cunniff den Sequoia Fonds, um Buffetts Investoren zu bedienen. Im Jahr 1971 trat zudem Robert Goldfarb als Dritter dem Fonds bei. Die Investoren verfolgten klassisches Value-Investing mit langer Haltedauer ganz nach Graham und Buffett. Kaufkandidaten mussten neben einer gesunden Bilanz über ein hervorragendes Management sowie einem guten, sowie seit Jahren beständigen Cashflow verfügen. Zudem schauten Ruane, Cunniff und Goldfarb nach größeren Diskrepanzen zwischen dem inneren Wert und des jeweiligen Marktwertes. Es war der Beginn einer langen und äußerst erfolgreichen Geschäftsbeziehung!

Mit einem heute verwaltendem Vermögen von über 30 Mrd. USD ist der Sequoia Fonds eine wahre Macht. Doch diese schiere Größe kam nicht über Nacht. Sie ist das Ergebnis von Jahrzehntelanger Arbeit. Der inzwischen seit Mai 2016 von CEO David Poppe geführte Fonds kommt während seines 46-jährigen Bestehen auf eine unglaubliche Rendite von 13,57%! Aus anfänglichen 10.000 USD wären somit heute inzwischen 3,8 Mio. USD geworden. Eine beachtliche Leistung:


Quelle: http://www.sequoiafund.com/fp-investment-comparison.htm

Sequoia Fonds erhöht weiter seinen Cashbestand - Q/Q Turnover von 8%!

Mit einem Q/Q Turnover von 8% hielt sich die Bewegung im Portfolio von Ruane & Co. in Grenzen. Für Value-Investoren sind diese Größenordnungen aber normal. Neue Positionen werden oft über viele Jahre aufgebaut. Ein ähnliches Bild lässt sich bei den Verkäufen erkennen. Anstatt innerhalb weniger Wochen oder Monate eine Position abzustoßen, geschieht dies oft über 10 oder mehr Quartale.

Bei der Betrachtung des vierten Quartals 2016 erfolgten 11 Neupositionen sowie 11 Aufstockungen. Dabei machte der Neueinstieg beim amerikanischen E-Commerce Riesen Amazon die mit Abstand größte Transaktion aus. Insgesamt kauften die Investoren Anteile im Wert von 373 Mio. USD ein. Zudem stockte man die Anteile des größten amerikanischen Gebrauchtwagenhändlers CarMax massiv auf. Sie nehmen mit einem Gesamtwert von 559 Mio. USD bereits die fünft größte Position im Portfolio aus.

Ich finde jedoch die Verkaufsseite derzeit deutlich interessanter. Es lässt sich bereits seit einiger Zeit eine zunehmende Zurückhaltung solch großer Value-Investoren feststellen. Mit 19 Komplett-Ausstiegen sowie 56 Teilverkäufen dominiert die Verkaufsseite bei der Investmentgesellschaft deutlich. Dies ist jedoch nicht nur bei Ruane, Cunniff & Goldfarb festzustellen. Viele weitere Value-Investoren scheinen nach ansehnlichen Gewinnen, die sie im Laufe des 9-jährigen Bullenmarktes an Land gezogen haben, in trockene Tücher einzufahren zu wollen. Sie erhöhen wohl ihre Cash-Bestände. Im Anschluss habe ich Ihnen, liebe Leser, nochmals die größten Transaktionen zusammengefasst:



Portfolio-Übersicht: Berkshire Hathaway Anteile machen 18% des Portfolio aus!

Im Portfolio der Ruane, Cunniff & Goldfarb Investmentgesellschaft befinden sich derzeit 92 Positionen mit einem Gesamtwert von 10,6 Mrd. USD. Dabei stechen vor allem die Anteile der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway ins Auge. Obwohl diese bereits seit Jahren immer weiter reduziert wurden, machen sie immer noch unglaubliche 18% des Gesamtdepots aus. Die Anteile resultieren aus der tiefen Freundschaft von Ruane und Buffett und liegen teilweise bereits seit über 40 Jahren im Depot. Eine im Nachhinein goldrichtige Entscheidung!

Die zweitgrößte Position machen Anteile der Einzelhandelskette TJX Companies aus. Hier reduziert die Investmentgesellschaft bereits seit 2014 ihr Aktienpaket. So wurde das Engagement innerhalb der letzten zwei Jahre von 31 Mio. Anteilen auf nun 9,9 Mio. erheblich zurückgeschraubt.

Wie bereits erwähnt werden die meisten der unten aufgelisteten Anteile bereits seit vielen Jahren gehalten. Doch es gibt auch recht neue Investments unter den Top 10. So stockte die Investmentgesellschaft ihre Anteile am Dental-Spezialisten Dentsply International sowie des Gebrauchtwagenhändlers CarMax in den letzten Quartalen immer weiter auf. Sie machen die bereits viert und fünft größten Positionen aus. Auch den chinesischen Technologiekonzern Baidu hat der Fonds ins Visier genommen zu haben. Auf diesen Wert möchte ich im Anschluss genauer eingehen.
Bei der Branchenbetrachtung nehmen der Finanzsektor mit 38% sowie der Konsum- und Technologiesektor mit 31%, bzw. 13% die führenden Positionen ein.

Nachfolgend sehen Sie die 10 größten Positionen:



Position 9: Baidu - Wachsende Mittelschicht beschwert Unternehmen fortlaufendes Wachstum

Mit Baidu befindet sich eines der größten chinesischen Technologieunternehmen im Portfolio. Das Hauptprodukt der Chinesen ist die gleichnamige Suchmaschine. Internetnutzer finden über die Webseite die relevantesten und aktuellsten Suchergebnissen zu ihrer jeweiligen Sucheingabe. Dazu gibt es spezielle Suchmöglichkeiten, etwa nach Karten, Bildern, Videos oder Nachrichten. Eine Besonderheit von Baidu ist die Suche nach Mp3-Dateien. Zusätzlich bietet das Unternehmen Community-Seiten wie Baidu PostBar, eine abfragebasierte, durchsuchbare Online Community-Plattform oder Baidu Knows für interaktive Wissensvermittlung sowie eine usergenerierte Online-Enzyklopädie.

Das 1999 gegründete Unternehmen ruht sich jedoch nicht auf seinen Erfolgen aus. Unter seiner Forschungssparte Baidu Brain erforscht und entwickelt der Konzern zusätzlich im Bereich Künstliche Intelligenz.
Laut einer Statistik von Alexa Internet gehört Baidu mittlerweile zu den fünf am häufigsten aufgerufenen Webseiten. Vor allem in China ist das Unternehmen mit einem Marktanteil von 63% Marktführer im Bereich der Suchmaschinen.

Das schlägt sich auch zunehmend in den Zahlen wieder. So erzielten die Chinesen im Geschäftsjahr 2016 mit Umsatzerlösen in Höhe von 10,23 Mrd. USD sowie einem Gewinn von 5,51 USD je Aktie neue Rekorde. Durch eine stark wachsende Mittelschicht im Land der Mitte haben immer mehr Menschen einen Zugang zum Internet. Davon profitiert Baidu so stark wie kaum ein zweiter. Analysten schätzen fürs Folgejahr ein Umsatzwachstum von 21% auf 12,38 Mrd. USD. Beim Gewinn sollen erneut 5,51 USD je Aktie hängen bleiben. Doch bereits 2018 dürfte der Gewinn nach Analystenkonsens auf 7,6 USD je Aktie steigen. Das 2018er KGV beträgt somit 23.
Auch charttechnisch ist die Aktie äußerst interessant. Baidu befindet sich bereits seit zwei Jahren in einer Konsolidierung. Sollte es der Aktie gelingen, den langfristigen Abwärtstrend zu durchbrechen, könnte dies der Startschuss für wieder anziehende Kurse sein. Die Investmentgesellschaft Ruane, Cunniff & Goldfarb kaufte sich für 460 Mio. USD Mitte 2016 in das Technologieunternehmen ein.



Position 12: Visionär Bezos erobert neue Märkte am Fließband.

Amazon ist der weltweit größte und erfolgreichste E-Commerce Händler. Das von Gründer und Visionär Jeff Bezos geführte Unternehmen dominiert seinen Markt wie kein Zweiter. Zudem nimmt das Unternehmen in zahlreichen Wachstums-Segmenten wie der Cloud, Internet of Things oder der Künstlichen Intelligenz eine führende Marktposition ein. Ein Großteil des Erfolges ist wohl Bezos anzuheften, der zudem größter Einzelaktionär ist. Anstatt sich auf den erbrachten Erfolgen auszuruhen, überrascht der Amerikaner mit einer Neuheit nach der anderen die Welt. Zuletzt schlug das interaktive Lautsprechersystem "Amazon Echo" wie eine Bombe ein und setzt in Puncto Informationsmedium neue Maßstäbe.

Lange wurde Amazon für die zwar stark wachsenden Umsätze, jedoch ausbleibenden Gewinne regelrecht verhöhnt. Doch anstatt seine Kritiker zu besänftigen, steckte der Manager weiter jeden freien Dollar in neue Produkte sowie die Gewinnung neuer Markanteile. So verfährt Bezos noch heute. Und das mit wachsendem Erfolg. Im Geschäftsjahr 2016 konnte der Umsatz um weitere 27% auf 136 Mrd. USD ausgebaut werden. Auch die lang ausbleibenden Gewinne ziehen nun spürbar an. So konnte man mit 4,9 USD je Aktie fast vier mal so viel verdienen wie noch im Vorjahr. Dieser Trend dürfte anhalten. Bereits in den Folgejahren sollte der Gewinn auf 7,23 USD, bzw. 12,4 USD je Aktie im Jahre 2018 anziehen. Das erwartete 2018er KGV beträgt somit 73.

Immer mehr Value-Investoren erkennen scheinbar den Wandel von Amazon. Das Wachstumsunternehmen wird immer mehr zu einem wahren Qualitäts- und Burggrabenunternehmen. So kaufte sich nun auch der Sequoia Fonds Ende 2016 für 373 Mio. USD in das Technologieunternehmen ein. Gehen die Investoren nach dem üblichen Schema vor, dürften noch einige Positionsaufstockungen folgen.



 

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