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Warum laut BofA Merrill Lynch-Charttechniker die Kurs-Party beim S&P 500 Index erst noch so richtig losgeht

Zum Jahresultimo hin hauen die Anlagestrategen noch einmal in die Tasten. Ihre Aufgabe lautet, die Kunden mit Informationen über die aus ihrer Sicht vermeintlichen Aussichten für die Börsen im kommenden Jahr zu füttern. Beim Lesen dieser Vorhersagen beschleicht einen Außenstehenden allerdings nicht selten ein Gefühl der Langeweile. Denn im Schnitt sagen die Auguren fast jedes Jahr Kurszuwächse zwischen 5 % und 10 % voraus. Weil sich diese Prognose im Rahmen der historisch erzielten Wertzuwächse bewegt, liegt der Verdacht nahe, dass es bei den Vorhersagen vor allem auch darum geht, nicht aus dem Rahmen zu fallen. Auch für 2017 sehen die Ausblicke zumeist wieder so ähnlich aus wie skizziert. Das heißt, die Strategen stellen für die Weltbörsen moderate Kurszuwächse in Aussicht. Erfrischend offensiv kommt verglichen damit die Prognose von Stephen Suttmeier daher. Der Charttechniker von der Bank of America Merrill Lynch schert mit viel Optimismus aus dem Einheitsbrei aus. Denn er spricht mit Blick auf die Wall Street von einem säkularen Bullenmarkt wie wir ihn in den 1950er-Jahren sahen. Das ist eine Einschätzung, welche die Optimisten unter den Anlegern elektrisieren dürfte. Schließlich bedeutet eine säkulare Hausse im Allgemeinen die langfristige Aussicht auf Kursgewinne und auch die 1950-er-Jahre waren im Speziellen eine echte Reichmacher-Periode in der Börsen-Historie (siehe Chart). Aus Sicht von Suttmeier hat der S&P 500 Index im April 2013 den zuvor von 2000 bis 2013 gültigen breiten Seitwärtstrend nach oben hin verlassen. Dieses Ereignis stellt er in seiner Bedeutung auf eine Stufe mit ähnlichen Ausbrüchen 1950 und 1980. Daran schlossen sich damals Bullenmärkte an, die bis 1966 und 2000 dauerten. Sich daran orientierend billigt Suttmeier dem neuen, im Jahr 2013 aufgenommenen säkularen Bullenmarkt, noch eine Lebensdauer von mindestens einem Jahrzehnt zu. Als Vergleichsperiode taugt aus seiner Sicht am besten der langfristige Bullenmarkt nach 1950. Denn damals seien die Aktienkurse in Verbund mit anziehenden Anleiherenditen gestiegen. Ausgehend von einem 1945 bei fast 1,50 % markierten Tief seien die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen bis Mitte der 1960er-Jahre auf 5,0-6,0 % nach oben gelaufen. Insgesamt legte der S&P 500 Index damals um rund 450 % zu. Die Parallele zu heute bestünde nun darin, dass sich bei den Anleiherenditen erneut eine Bodenbildung abzeichne. Als entscheidende Marke in dieser Hinsicht bezeichnet Suttmeier mit Blick auf die derzeit 2,52 % abwerfenden zehnjährigen US-Staatsanleihen das Niveau von 3,05 %. Denn bei einem Sprung darüber sei nicht nur das Zwischenhoch vom Januar 2014 überwunden, sondern auch die langfristige Abwärtstrendlinie geknackt, die bis in das Jahr 1981 zurückreicht. Entwicklung des S&P 500 Index im Vergleich zur Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen 11

Durch den Mitte 2016 erfolgten Ausbruch nach oben und dem im Verlauf des vierten Quartals 2016 im Zuge einer Konsolidierung erfolgten erfolgreichen Tests dieser Aufwärtsbewegung habe sich der S&P 500 Index für 2017 in eine günstige Ausgangslage gebracht. Zunächst dürfte der zum Wochenauftakt bei 2.263 Punkten aus dem Handel gegangene S&P 500 Index in einem ersten Schritt relativ kurzfristig noch bis auf 2.285-3.000 Zähler zulegen, so Suttmeier. Anschließend sei dann bis April ein Vorstoß bis auf 2.400-2.425 Punkte denkbar. Als wichtige Unterstützungsmarke, um dieses Szenario nicht zu gefährden, werden 2.083 Punkte genannt. Das heißt, diese Haltemarke sollte besser nicht mehr unterschritten werden. Das zuletzt genannte Kursziel von bis zu 2.425 Punkten lasse sich auch historisch aus den Entwicklungen nach 1950 und nach 1980 ableiten. Laufe es zeitlich wie damals ab, könnte diese Vorgabe zwischen Februar und November 2017 erreicht werden.

S&P 500 Index – Wochenchart mit gleitenden Kursdurchschnitten 12 So weit, so gut! Richtig spannend wird die Prognose aber erst mit Blick auf die Erwartungshaltung auf Sicht von zwei Jahren. Hält Suttmeier doch zwischen Ende 2017 und Ende 2018 einen Anstieg beim S&P 500 Index auf 3.000 Zähler für möglich. Damit er mit dieser Vorhersage Recht behält, musste dieser US-Leitindex gemessen am aktuellen Stand immerhin um fast 33% zulegen. Suttmeier geht fest davon, dass es wie beschrieben kommen wird und der von ihm diagnostizierte säkulare Bullenmarkt seine besten Tage noch vor sich hat. In diesem Zusammenhang erinnert er auch daran, dass säkulare Haussebewegungen wegen der zunächst noch weit verbreiteten Skepsis unter den Anlegern nur langsam an Fahrt gewinnen, im Laufe der Zeit dann aber immer mehr an Dynamik zulegen würden. Eine allgemeine Akzeptanz des im April 2013 aufgenommenen säkularen Bullenmarktes könnte sich aus seiner Sicht im Laufe des kommenden Jahres durchsetzen. Gestützt sieht Suttmeier seinen Optimismus übrigens auch durch das US-Konsumentenvertrauen, das in Form des Conference Board Consumer Confidence Index jüngst ebenfalls einen Ausbruch nach oben vollzogen habe. Vergleich des säkularen Bullenmarkt-Ausbruchs im Jahr 2013 mit den Ausbrüchen 1950 und 1980 13 Fazit: Klingt alles durchaus plausibel, Suttmeier ist angesichts seiner klaren Ansagen aber auch zu wünschen, dass er damit Recht behält. Denn falls nicht, werden ihn die anderen Experten, die sich mit ihren eigenen Prognosen am Einheitsbrei orientieren, in der Luft zerreißen. Diese Gefahr ist letztlich auch der Grund, warum sich so wenige Marktexperten bei ihren Prognosen aus der Deckung wagen.  

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