MiFID II als Chance für nachhaltige Unternehmen
Redaktion von unseren Gast-Autoren: Vincent Fickler, Jannik Dogan
Hohe Unsicherheit, Sommertief und steigende Zinsen hemmen aktuell den Aktienmarkt in seiner Entwicklung. Umso wichtiger wird es für Investoren langfristige Trends zu identifizieren, um den Zyklen des Marktgeschehens zu entgehen.
Ab dem 02.08.2022 wird "Nachhaltigkeit und ESG" kein Trendthema mehr sein, sondern den Alltag der Anlageberatung darstellen. Mit den Änderungen der MiFID II Direktive sind Analageberater dazu verpflichtet die "Nachhaltigkeitspräferenzen" der Anleger abzufragen. Dies wird in Verbindung mit neuen europäischen Verordnungen zur Förderungen der Transparenz und Dokumentation das Thema "Nachhaltiges Investieren" in den Vordergrund rücken.
Vor diesem Hintergrund kann eine erhöhte Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten in Form von umfassenden Kapitalflüssen erwartet werden. Da Anlageberater bei einer offiziellen Anlageberatung an eine Geeignetheitserklärung und damit an sogenannte Wertpapierempfehlungslisten gebunden sind, gehen wir von hohen Kapitalflüssen im Bereich der offenen, aktiv gemanagten und passive gemanagten (ETFs) Publikumsfonds aus.
Im Jahr 2021 flossen laut BVI (Bundesverband Investment und Asset Management) rund 61 Mrd. EUR in offene Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen, wobei 35% des Vermögens dabei rein auf Aktienfonds als größte Anteilsklasse entfallen (siehe Grafik 1).
Interessant ist dabei, dass die geschätzten Haltedauern offener Publikumsfonds mit 3,4 Jahren im Zehnjahresvergleich rund 61% länger sind als davor (siehe Grafik 2).
Diese Erkenntnis in Verbindung mit dem Wissen, dass rund 43% des verwalteten Vermögens in Deutschland zu Zwecken der Altersvorsorge gehalten wird und vor allem Institutionelle Investoren wie Versicherungen und Investmentfonds mit langfristigen Investmentansätzen am Markt agieren, lässt die Herzen aller Buy-and-Hold Investoren höher schlagen (siehe Grafik 3).
Folglich bietet sich zur Identifizierung von Einzelaktien, welche von den Änderungen in der Anlageberatung im Rahmen von MiFID II profitieren könnten, folgende Herangehensweise an:
Analysiert wurden die nach Nettovermögen größten ETFs, aktiv gemanagten Fonds und sogenannten §8 und 9 Fonds, welche sich auf Basis der EU-Taxonomie der Einhaltung ökologischer und/oder sozialer Aspekte unterworfen haben. Auf Grundlage der aktuellen Factsheets konnten so die größten (TOP10-)Holdings innerhalb dieser Produkte identifiziert und auf Häufigkeit des Vorkommens in den Top-Holdings der betrachteten Investmentvehikeln untersucht werden. Wie sich leicht vermuten lässt sammeln sich viele altbekannte Titel wie Apple, Microsoft und Nvidia unter den häufigsten Top-Holdings, allerdings haben wir diese aus folgenden Gründen aus unserer Analyse ausgeschlossen:
- Aufgrund der noch sehr unspezifischen ESG-Definition von Finanzinstrumenten finden sich viele Large-Caps in den betrachteten Publikumsfonds, welche oftmals zur Diversifikation und als Renditejäger genutzt werden. An dieser Stelle sei auch auf die vielen Greenwashing-Vorwürfe an Investmentgesellschaften hingewiesen.
- Die erwarteten indirekten Kapitalflüsse über offene Publikumsfonds beeinflussen Unternehmen mit geringerer Marktkapitalisierung stärker als Bluechips.
Auf Basis unseres Ansatzes konnten folgende 10 Mid- und Large-Caps identifiziert werden, welche von der neuen MIFID II Regelung profitieren könnten: