Türkische Börse setzt Handel nach Milliardenverlust aus
Das schwere Beben an der türkisch-syrischen Grenzregion löste an der türkischen Börse einen Schock aus. Es kam zu starken Kursverlusten. Am Mittwoch, den 08.02., wurde der Handel mit türkischen Aktien, Futures und Optionskontrakten gestoppt. Er soll am 15. Februar wieder aufgenommen werden.
Zuletzt hielten lokale Investoren 70 % der Aktienbestände, im Vergleich zu 35 % im Jahr 2020. Sie hatten in Aktienengagements eine wertbeständige Anlage gesehen, da die Inflation aktuell immer noch 58 % im Jahresvergleich beträgt. Internationale Investoren hingegen haben sich von dem Markt zurückgezogen, aufgrund der wiederkehrenden Turbulenzen und der ungewöhnlichen Wirtschafts- und Geldpolitik von Präsident Recep Tayyip Erdogan, die auch Zinssenkungen trotz steigender Lebenshaltungskosten beinhaltet.
Rückabwicklung der Geschäfte
Inländische Investoren fordern eine Rückabwicklung aller Handelsgeschäfte von Montag und Dienstag. In einer Online-Petition, die bereits in wenigen Stunden mehr als 10.000 Unterschriften erhalten hat, heißt es: "Wir fordern die Rückabwicklung aller Geschäfte, die ab dem 6. Februar 2023 an der Borsa Istanbul stattfanden, und die Schließung der Börse während der nationalen Trauerzeit." Diese Forderung wird auch von Murat Bakan, einem Abgeordneten der größten Oppositionspartei, unterstützt. Er betont, dass es nicht genug sei, den Handel auszusetzen, sondern dass alle Geschäfte, die nach dem Erdbeben an der Istanbuler Börse stattgefunden haben, storniert werden müssten. Das geringe Transaktionsvolumen habe eine effiziente Preisbildung unmöglich gemacht, weswegen die Geschäftsleitung der Borsa Istanbul eine Rückabwicklung aller Geschäfte ankündigte, die am Mittwochvormittag vor der Einstellung des Börsengeschäftes getätigt worden waren.
Aktienrückkaufpläne zur Schadensbegrenzung
Bis zum Handelsstopp am Mittwoch hatte der Benchmark-Index einen Verlust von 35 Mrd. USD erlitten und steuerte auf das schlechteste Wochenergebnis seit der Finanzkrise 2008 zu. Auch nach der Stornierung der Geschäfte vom Mittwoch bleiben (Buch-)Verluste von 21 Mrd. USD bestehen. Einige Unternehmen, wie die staatliche Turk Telekom und der Mobilfunkbetreiber Turkcell, haben vor dem Handelsstopp Aktienrückkaufpläne angekündigt, um den Schaden für ihre Aktien zu begrenzen.