John C. Bogle – einer der 4 Giganten
1999, im letzten Jahr des alten Milleniums, zog das renommierte FORTUNE-Magazin Bilanz. Es kürte die aus Sicht des Magazins bedeutendsten 4 Persönlichkeiten der Finanzindustrie der vergangenen 100 Jahre. Dieser elitäre Kreis umfasste tatsächlich die Crème de la Crème der Branche. Die 4 ausgezeichneten Personen waren Warren Buffett, George Soros, Peter Lynch und John Bogle.
Liebe Leser, ich weiß nicht, was der Name John C. Bogle bei Ihnen auslöst. Um ehrlich zu sein war es bei mir nicht allzu viel. Während Buffett und Soros wohlbekannt sind, waren Lynch und Bogle weniger präsent. Allerdings traf das FORTUNE-Magazin seine Wahl mit Bedacht. Sowohl Peter Lynch als auch John C. Bogle sind wahre Meister ihres Faches und gerade der Privatanleger kann viel von den Philosophien dieser beiden Legenden lernen und adaptieren. Daher möchte ich heute die Chance ergreifen und Ihnen, liebe Leser, das Leben von John Clifton Bogle näher bringen.
Vita
Bogle, heute Vater von 6 Kindern und Großvater von 12 Enkeln, wurde 1929 in Montclair, New Jersey, geboren. Bogle machte bereits als Kind erste, sehr schmerzhafte Erfahrungen mit den Finanzmärkten. So sorgte die große Rezession dafür, dass seine Familie nicht nur ihr Erbe, sondern sogar ihr Haus verlor. Der Vater verfiel daraufhin dem Alkohol und die Ehe der Eltern zerbrach. Dennoch strebte der sehr intelligente und Mathematik-affine Bogle ein Studium der Ökonomie an und wurde von der Princeton Universität aufgenommen. Nach seinem Abschluss mit Auszeichnung suchte Bogle den Einstieg beim Wellington Fund und arbeitete sich binnen weniger Jahre zum Assistant Manager hoch. Dabei sorgte er dafür, dass sich der Fund komplett nach seinen Vorstellungen neu ausrichtete. Seine Anstrengungen wurden letztlich mit dem Posten des Chairman belohnt. Bogle war zu diesem Zeitpunkt gerade mal Anfang 40.
Ein glücklicher Fehler
Durch einen folgenschweren Fehler bei einem Firmenzusammenschluss musste er den Wellington Fund 1974 verlassen. Im Nachhinein kann das als Glücksfall bezeichnet werden, da Bogle im darauffolgenden Jahr die weltberühmte Vanguard Company gründete, welche heute zu den erfolgreichsten Investmentgesellschaften des Planeten gehört. Bogle bleibt mehr als 20 Jahre an der Spitze. Heute managt Vanguard mehr als 160 Investmentfonds mit mehr als USD 1,4 Billionen.
Neben der oben erwähnten Auszeichnung als Finanzgigant des 20. Jahrhunderts wurde er außerdem 2004 vom TIME-Magazin zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt gezählt. Sein Privatvermögen wird auf USD 80 Mio. geschätzt. Wer mehr über Bogles Philosophie und Anlagestil erfahren möchte, dem empfehle ich die beiden bedeutendsten Werke des Tausendsassas: New Perspectives for the Intelligent Investor aus 1993 und Common Sense on Mutual Funds: New Imperatives for the Intelligent Investor aus 1999.
Zitate
Als kleinen Einblick in seinen Wissensfundus finden Sie nachfolgend eine Auswahl seiner besten Zitate.
- "Es ist keine gute Idee, den Markt zeitlich einschätzen zu wollen."
- "Man ist stets optimistisch, wenn die Kurse ganz oben sind, und pessimistisch, wenn sie sich auf dem Weg nach unten befinden."
- "Zeit ist dein Freund; Impulskäufe sind deine Feinde."
- "Wenn du dir einen 20%igen Verlust am Aktienmarkt nicht vorstellen kannst, solltest du die Finger von Aktien lassen."
- "Wenn die Renditen neue Gipfel erreichen, ist das Risiko in greifbarer Nähe."
- "Suche nicht nach der Nadel im Heuhaufen. Kaufe einfach den Heuhaufen."
- "Die Hedge-Fund-Industrie beruht gewissermaßen auf Hexenkraft."
- "In der Summe entzieht das Finanzsystem der Gesellschaft Wert."
- "Die wichtigste aller Regeln in den Finanzmärkten ist diese: das ewige Gesetz der Rückkehr zum Mittelwert."
- "Die Idee, dass eine Glocke klingt, wenn ein Investor in einen Markt rein oder aus einen Markt raus gehen soll, ist einfach nicht tragbar. Nach 50 Jahren in diesem Geschäft kenne ich nicht einen einzigen, der das erfolgreich und nachhaltig betrieben hat. Ich kenne nicht mal jemanden, der jemanden kennt, der das erfolgreich und nachhaltig betrieben haben soll."
- "Man hat den früheren Vorsitzenden der Federal Reserve, Paul A. Volcker, nach einer nützlichen Finanzinnovation im letzten Vierteljahrhundert gefragt. Er konnte nur eine einzige nennen: den Geldautomaten."
- "Von 1.028 Einschätzungen von Brokern im ersten Quartal 2001 (Spitze des Bullenmarktes) waren nur 7 Short-Empfehlungen."
- "Der wirkliche Investor wird besser performen, wenn er den Gesamtmarkt ausblendet und sich auf die Dividendenrenditen und operativen Ergebnisse seiner Firmen konzentriert."
- "Die größten Feinde des Investors sind Ausgaben und Emotionen."
- "Wie Churchill einst sagte, kann man stets darauf vertrauen, dass die Amerikaner das Richtige tun...sobald sie alles andere ausprobiert haben."