Walmart senkt ein weiteres Mal seine Gewinnprognosen
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Wenn Walmart Zahlen liefert, wird in Amerika ganz genau hingesehen. Der Supermarktkoloss erwirtschaftet fast 10 % aller Einzelhandelsumsätze (ohne Autos und Autoteile) und ist mit 1,6 Millionen Beschäftigten auch der größte private Arbeitgeber in den USA. Nachdem das Unternehmen am Montag mitgeteilt hat, dass es seine Gewinnziele verfehlen wird, weil die Kunden ihre Ausgaben überdenken, ist das ein richtungsweisendes Indiz für die Ergebnisse anderer Unternehmen sowie für die Gesamtwirtschaft.
Der US-Einzelhandelsriese hat somit zum zweiten Mal seit Mai vor seinen Gewinnen gewarnt, da die steigenden Lebensmittel- und Kraftstoffkosten die Ausgaben der Kunden beeinträchtigen.
Walmart ließ verlauten, dass der Gewinn pro Aktie in diesem Jahr um 13 % unter dem des letzten Jahres liegen könnte. Das sind etwas mehr als 80 Cents weniger als die Analysten erwartet hatten, und in Summe etwa 2,3 Mrd. USD weniger Gewinn. Die Walmart-Aktie fiel nach Börsenschluss um mehr als 10 % und büßte damit rund 35 Mrd. USD an Marktkapitalisierung ein - ein deutlicher Hinweis darauf, dass mehr auf dem Spiel steht als nur ein schlechtes Jahr. Experten sagen, dass die außerplanmäßige Ankündigung von Walmart "ein Warnsignal für den Einzelhandelssektor" sei.
Walmart hat zwei Probleme, welche die Rentabilität beeinträchtigen: die Waren, die seine Kunden nicht mehr wollen, und die Waren, die sie tatsächlich wollen. In den Lagern des Unternehmens stapeln sich Unmengen an Waren, welche die von der Inflation gebeutelten Kunden nicht mehr kaufen möchten. Hierbei handelt es sich vor allem um Kleidung. Das Unternehmen verfügte Ende April über Lagerbestände in Höhe von rund 61 Mrd. USD, verglichen mit 44 Mrd. USD zu Beginn des Jahres 2020. Die Rückkehr zu einem normaleren Preisniveau wird schwer werden und starke Abschläge mit sich bringen. Der CEO Doug McMillon kündigte an, die Preise für Bekleidung nun zu senken, da er "in der zweiten Jahreshälfte einen stärkeren Druck auf allgemeine Waren" erwarte.
Auch die künftigen Ausgaben haben sich verschoben. Die Verbraucher kaufen mehr Lebensmittel, was zu geringeren Gewinnspannen führt. Dieser Trend könnte sich fortsetzen. Zur Veranschaulichung: Die Bruttomarge von Walmart - also das, was übrigbleibt, nachdem das Unternehmen seine Lieferanten für die Produkte bezahlt hat - liegt normalerweise bei etwa 25 %. Ein Bekleidungshändler wie Gap kommt eher auf 35 %, während ein reiner Fast-Fashion-Händler wie H&M leicht mehr als 50 % erreicht.
Nach Börsenschluss am Montag senkte Walmart dementsprechend seine Gewinnprognosen für das zweite Quartal und das Gesamtjahr um 8 bis 9 % bzw. 11 bis 13 %. Ohne Berücksichtigung von Veräußerungen rechnet Walmart für das Gesamtjahr mit einem Rückgang des bereinigten Gewinns je Aktie zwischen 10 % und 12 %.
Wenn ein Einzelhändler, der so tief in der Seele der US-Konsumenten verwurzelt ist wie Walmart, diesen Wandel nicht kommen sah, dann stehen seinen kleineren Konkurrenten in der Tat harte Zeiten bevor. Das Unternehmen gibt zumindest an, Marktanteile im Lebensmittelbereich zu gewinnen.
Darüber hinaus ist die Gewinnwarnung von Walmart ein eindeutiges Zeichen dafür, dass steigende Preise normale Amerikaner dazu zwingen, ihre Gewohnheiten zu ändern. Die Anleger in US-Verbraucheraktien werden das Gleiche tun.