Alibaba, Amazon, Apple & Co.: Was die 6 Super-Megatrend-Aktien im TraderFox-Härtetest taugen
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Viele Anleger suchen gezielt nach Megatrend-Aktien. Richtig viel versprechend scheint es dabei zu sein, auf Unternehmen zu setzen, die gleich zu mehreren Megatrends geschäftlichen Bezug haben. Laut der US-Investmentbank ist genau das mit Alibaba, Alphabet, Amazon, Microsoft, Nvidia und Tencent gerade einmal bei 6 Aktien der Fall. 5 dieser Titel schafften es auch, den Gesamtmarkt langfristig um Längen zu schlagen. Was das Sextett aus Anlegersicht aktuell taugt, prüfen wir im TraderFox-Härtetest.
Die so genannten Megatrends elektrisieren viele Anleger. Warum das so ist, hat mit deren Charakter zu tun. Denn laut Blackrock sind Megatrends weltweite strukturelle Veränderungen, aus denen sich bahnbrechende Neuerungen und damit spannende Anlagechancen ergeben.
Anleger konzentrieren sich häufig auf Themen von kurzer Dauer wie Bewertungen, Volatilität, Zinsen und Wechselkurse. Megatrends sind jedoch langfristige Entwicklungen, die einen grundlegenden Wandel anstoßen und Bestehendes verdrängen. Diese mächtigen, transformativen Kräfte können ganze Branchen, Teile der Gesellschaft und sogar die Weltwirtschaft von Grund auf verändern, so der weltgrößte Vermögensverwalter.
Die Commerzbank wiederum definiert einen Megatrend als einen grundlegenden und nachhaltigen Trend, der mit einem tiefgreifenden strukturellen Wandel verbunden ist und über lange Zeiträume – häufig über Jahrzehnte – anhält. Echte Megatrends wirken sich dabei demnach in vielen Bereichen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft aus, nicht nur an der Börse. Sie sind global und im wahrsten Sinne des Wortes "übergreifend".
Es gibt Investment-Strategien, die gezielt von Megatrends profitieren wollen, indem man auf die voraussichtlichen Megatrend-Gewinner setzt. Die Erwartung dabei ist laut Commerzbank, dass solche Bereiche überdurchschnittlich wachsen und erfolgreich sind. Das soll sich dann auch entsprechend in Kursentwicklungen und Ertragsausschüttungen niederschlagen. Zu erwartende Megatrend-Verlierer werden dagegen gemieden. Es handelt sich im Prinzip um eine aktive Investment-Strategie, die im Idealfall Überrenditen erzielt.
Das Konzept klingt logisch und erfolgversprechend. Trotzdem gibt es Pro- und Contra-Argumente. Ob eine Megatrend-Strategie wirklich zum Erfolg führt, ist unter Experten umstritten, so die Commerzbank.
Das Jefferies-Rahmenwerk für Megatrends und Themen im Überblick
Quelle: Jefferies
Sehr starke Langfrist-Performance in 5 von 6 Fällen
Als echte Performance-Bringer haben sich aber zweifellos jene 6 Aktien erwiesen, die mit ihren Geschäftsaktivitäten gleich in mindestens 3 oder noch mehr Megatrends aktiv sind. Gemäß einer Analyse von Jefferies sind das Alibaba, Alphabet, Amazon, Microsoft, Nvidia und Tencent. Dieses Sextett ist aus einem von der US-Investmentbank beobachteten Universum, das 5 Megatrends, 14 zugehörige Themen und 9 Unterthemen (siehe Grafik) mit Hunderten von Aktien umfasst, als die großen Gewinner übrig geblieben.
Ein Ergebnis, das sich mit der erzielten Langfrist-Performance deckt. Denn bis auf Alibaba haben diese Titel alle den Gesamtmarkt um Längen abgehängt. So ist beispielsweise der Kurs von Amazon von Mai 1997 bis heute von 1,40 USD auf 3,731,41 USD gestiegen. Oder bei Microsoft ergibt sich von 1986 bis heute ein Anstieg von 0,081 USD auf 289,70 USD.
Die nachfolgende Tabelle zeigt, in welchen Megatrends sich die ausgewählten 6 Konzerne nach Einschätzung von Jefferies konkret tummeln. Die Häkchen in den Spalten zu den Megatrends zeigen jeweils die geschätzte Höhe der aktuellen Umsatzbeteiligung an jedem Thema an (0-10 %: ✓, 10-20%: ✓✓, 20%+: ✓✓✓).
Geschätztes Umsatz-Exposure von Unternehmen, die in mindestens 3 Megatrends aktiv sind
Quelle: Jefferies
Angesichts der starken Vergangenheits-Performance der 6 Super-Mega-Trendaktien und deren allgemeinen Beliebtheit bei vielen Anlegern schauen wir uns nachfolgend etwas näher an, was diese Titel aktuell taugen.
Dabei unterziehen wir das Sextett zunächst dem TraderFox-Härtetest. Und zwar wurden Checks zur Qualität und zum Wachstum sowie zur Bilanzqualität durchgeführt (zur Methodik sind am Textende noch weiterführende Erläuterungen zu finden). Die Ergebnisse sehen wie folgt aus:
Platz 01:
Microsoft (Gesamtpunktzahl: 37 von maximal möglichen 39 Punkten, ISIN: US5949181045)
QUALITÄTS-CHECK 15/15
WACHSTUMS-CHECK 15/15
PIOTROSKI F-SCORE 07/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Platz 02:
Nvidia (Gesamtpunktzahl: 36 von maximal möglichen 39 Punkten, ISIN: US67066G1040)
QUALITÄTS-CHECK 15/15
WACHSTUMS-CHECK 14/15
PIOTROSKI F-SCORE 07/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Platz 03:
Alphabet (Gesamtpunktzahl: 35 von maximal möglichen 39 Punkten, ISIN: US02079K1079)
QUALITÄTS-CHECK 15/15
WACHSTUMS-CHECK 15/15
PIOTROSKI F-SCORE 05/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Platz 04:
Amazon (Gesamtpunktzahl: 33 von maximal möglichen 39 Punkten, ISIN: US0231351067)
QUALITÄTS-CHECK 14/15
DIVIDENDEN-CHECK 13/15
PIOTROSKI F-SCORE 06/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Platz 05:
Tencent (Gesamtpunktzahl: 32 von maximal möglichen 39 Punkten, ISIN: KYG875721634)
QUALITÄTS-CHECK 15/15
DIVIDENDEN-CHECK 10/15
PIOTROSKI F-SCORE 07/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Platz 06:
Alibaba (Gesamtpunktzahl: 29 von maximal möglichen 39 Punkten, ISIN: US01609W1027)
QUALITÄTS-CHECK 09/15
WACHSTUMS-CHECK 14/15
PIOTROSKI F-SCORE 06/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Bei den Super-Megatrend-Aktien sprich die Nachrichtenlage derzeit für die 4 US-Titel und gegen die beiden China-Werte
Das Resultat weist mit überzeugend ausgefallenen Gesamtpunktzahlen die 4 US-Konzerne als die Erstplatzierten aus, während sich mit Tencent und Alibaba die beiden China-Vertreter die Plätze 5 und 6 teilen. Ob das nun Zufall ist oder nicht, Fakt ist, dass bei den US-Titeln auch die Charttechnik sehr viel besser aussieht als bei den beiden China-Werten. So haben Alphabet, Amazon, Microsoft und Nvidia alle im Juli bereits neue Kursbestmarken aufgestellt. Folglich gibt hier auch die Charttechnik dank völlig intakter Aufwärtstrends grünes Licht für einen Kauf.
Die Chartbilder von Tencent und Alibaba zeigen dagegen Schwächen. Alibaba etwa steckt seit Ende Oktober 2020 in einem intakten mittelfristigen Abwärtstrends. Wobei das dazu führt, dass die Aktie seit dem Gang an die New Yorker Börse derzeit nicht besser abgeschnitten hat als der S&P 500 Index. Bei Tencent wiederum sieht die Langfrist-Bilanz an der Hongkonger Börse angesichts eines Anstiegs von Mitte 2004 bis heute von 0,68 HKD auf 531,00 HKD noch immer sehr gut aus. Doch von dem am 25. Januar 2021 bei 766,50 HKD aufgestellten Schlussrekordhoch hat sich die Notiz zuletzt spürbar nach unten hin abgesetzt. Folglich sendet die Charttechnik auch hier momentan Warnsignale.
Gegen einen Einstieg bei diesen Werten zum jetzigen Zeitpunkt sprich auch die Nachrichtenlage. Denn in China betreiben die herrschenden Kommunisten gerade eine Großreinemache-Aktion, die letztlich dazu dient, die Unternehmen klein und die Kommunistische Partei groß zu halten.
Dabei kommt es zu verschärften Regulierungen, die speziell auch zulasten der großen Technologiekonzerne ausgerichtet sind. Der neueste Schlag trifft den Bildungstechnologie-Sektor, indem man den Schullehrplan unterrichtenden Unternehmen verbietet, Gewinne zu machen, Kapital zu beschaffen oder an die Börse zu gehen. Das betrifft übrigens auch Tencent und Alibaba, weil diese ebenfalls in diesen Bereich investiert haben. Besserung bei der Kursentwicklung dieser beiden Titel ist deshalb erst dann zu machen, wenn die Regulierungswelle abebbt bzw. sobald klar ist, wie genau das künftige Geschäftsumfeld für diese Unternehmen aussieht.
In den USA denken manchen Politiker zwar ebenfalls darüber nach, die heimischen Tech-Konzerne enger an den Zügeln zu nehmen. Setzen sich dabei die Hardliner durch, kann es auch für die dortigen Branchen-Größen gefährlich werden. Doch noch halten sich die effektiv ergriffenen Maßnahmen in Grenzen und die anhaltende Rekordjagd spricht dafür, dass die Börsianer derzeit mehrheitlich darauf setzen, dass es dabei auch weitgehend bleibt. Stimmt diese Annahme, könnten die US-Titel sogar von den Problemen der China-Konkurrenten profitieren, denn wer es dann leichter hätte, Kapital anzulocken, dürfte klar sein.
Ansonsten ist es so, dass bei den US-Tech-Riesen vermutlich auch die Geschäfte weiterhin sehr gut laufen, wie die in den nächsten Tagen jeweils anstehende Bekanntgabe von Quartalsergebnissen vermutlich bestätigen dürften. Stimmen dabei dann auch die Geschäftsausblicke, dürften die Anleger weiter bereit sein, optisch zumeist anspruchsvolle Bewertung zu akzeptieren. Laut dem TraderFox-Härtetest bietet sich derzeit jedenfalls eindeutig ein Investment eher bei dem US-Quartett an als bei dem China-Duo.
Zusatzinformationen zur angewandten Methodik beim TraderFox-Härtetest
Zur angewandten Methodik muss man wissen, dass der TraderFox Qualitäts-Check jeder Aktie bis zu 15 Punkte zuweist. Wir verwenden dabei Kennzahlen, die sich in der Finanzwissenschaft durchgesetzt haben, um Quality von Junk zu unterscheiden. Das Besondere an unserem Qualitätscheck ist, dass die 15 Kriterien immer im Kontext zu den restlichen Aktien des Marktes betrachtet werden. Nach dem Prinzip: Eine Kennzahl gilt als erfüllt, wenn die Firma darin besser abschneidet als z.B. 65 % aller anderen Firmen des jeweiligen Referenzmarktes. Der Qualitäts-Check soll Anlegern erstens helfen, das Risiko bei Investments zu reduzieren und ist zweitens dazu gedacht, um auf hervorragende Investment-Chancen aufmerksam zu werden.
Der Wachstums-Check prüft die Attraktivität von Wachstums-Aktien. Wachstums-Aktien sind keine Aktien zum sorgenfreien Kaufen und Liegenlassen. Wachstums-Aktien können auf Sicht von 2-3 Jahren außerordentliche hohe Gewinne abwerfen. Anleger müssen mit größeren Kursschwankungen und Fehlschlägen rechnen. Als drittes Benotungs-Kriterium kommt noch der Piotroski F-Score hinzu. Dabei handelt es sich um eine Zahl zwischen 0 bis 9 zur Bestimmung der finanziellen Stärke eines Unternehmens.