Der stärkste Halbleiter-Zyklus aller Zeiten hält an – das sind laut TraderFox-Härtetest die dafür besten Aktien
Aufklärung über Eigenpositionen: Diese Aktien aus dem Artikel halten TraderFox-Redakteure aktuell
Verschiedene Faktoren haben laut Credit Suisse dazu beigetragen, dass das Angebot an Halbleitern die Nachfrage in substanziellem Ausmaß nicht zu decken vermag. Die Knappheit von Halbleitern verursacht zudem Störungen der Lieferketten in nachgelagerten Branchen und dürfte folglich die Nachfrage und damit letztlich auch den Zyklus am Leben erhalten. Wir haben die Branchenvertreter dem TraderFox-Härtetest unterzogen und so die an Kriterien wie Qualität, Dividenden, Wachstum und Bilanzstärke 5 besten Halbleiteraktien ermittelt.
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index (SOX) hat seit Anfang April im Vergleich zum breiteren Markt eine gewisse Schwäche gezeigt. In der Folge wurde vermehrt darüber diskutiert, ob der Halbleiterzyklus seinen Zenit in der 2. Jahreshälfte 2021 überschreiten könnte; ob das Aufwärtspotenzial ausgehend von den aktuellen Notierungen beschränkt sei – zumal Halbleiteraktien die zyklische Dynamik in der Branche typischerweise 3.5 Monate früher antizipieren, als diese offensichtlich wird –; und vor allem ob vorsichtige Anleger nun Gewinne mitnehmen sollten.
Die Credit Suisse vertritt zu diesem Thema in aktuellen Einschätzungen die Ansicht, dass die jüngste Schwäche lediglich eine vorübergehende Korrektur zur Zyklusmitte markierte. Kapazitätsengpässe im Automobilsektor, eine sich potenziell abschwächende Nachfrage nach PCs und Notebooks, ein seinen Zenit überschreitendes Volumenwachstum in den Smartphone-Endmärkten (gegenüber Vorjahr) und Sorgen über die Auswirkungen möglicher Zinserhöhungen (die Halbleiterunternehmen tendenziell belasten, weil sie als strukturell wachsende Akteure gelten) – all dies seien Warnsignale, auf welche Anleger jüngst verwiesen hätten.
Laut Analyst Uwe Neumann ist man bei der Schweizer Großbank trotzdem weiterhin der Meinung, dass die Industrie erst in die letzte Phase ihres seit Mitte 2019 bestehenden starken Aufwärtstrends eintritt. Konkret sieht man zumindest für die nächsten 3-6 Monate weiteres Aufwärtspotenzial bei ausgewählten Halbleiteraktien, bevor der Chipmarkt, wie vom Aktienmarkt antizipiert, Mitte 2022 seinen Höhepunkt überschreiten könnte. Über einen Anlagehorizont von 3-5 Jahren ist die Credit Suisse zudem überzeugt, dass sich der Sektor abermals rasch von einem markanten Einbruch erholen wird, weil die Nachfrage nach Halbleitern im Zuge des fortschreitenden digitalen Wandels langfristig weiter anziehen sollte.
Auf kurze und mittlere Sicht rechnet Neumann derweil mit anhaltenden Aufwärtsrevisionen der Gewinnschätzungen, zumal die Unternehmen angesichts der Knappheitserscheinungen, die kaum vor Mitte 2022 behoben werden dürften, mit einer Auslastung von 100% arbeiteten. Die Gewinnschätzungen würden wohl sogar dann nach oben revidiert, wenn sich das Volumenwachstum gegenüber dem Vorjahr verlangsamen würde, weil die Preise Unterstützung böten. Die Lagerbestände schienen derzeit solide zu sein, könnten aber angesichts der aktuellen Knappheit über die historischen Durchschnittsniveaus angehoben werden. Somit könnte die volumenmäßige Nachfrage in der 2. Jahreshälfte von Lagerausbauimpulsen profitieren.
Die einjährigen Gewinnschätzungen für Halbleiter sind im letzten Jahr gestiegen – und zwar sogar am stärksten unter den IT-Subsektoren
Quellen: Bloomberg, Credit Suisse
Befähiger der digitalen Transformation
Die Verknappung von Mikrochips war in diesem Jahr bekanntlich eines der meist diskutierten Themen im Technologiesektor, wobei der Automobilmarkt am stärksten von Lieferengpässen betroffen ist. In diesem Zusammenhang erinnert die Credit Suisse daran, dass Halbleiter als Enabler der digitalen Transformation die für die Digitalisierung notwendige Rechenleistung liefern. Obwohl die Branche vom Wachstum in mehreren Endmärkten profitiere, seien die Bereiche Rechenzentren und Automotive die wahrscheinlichsten strukturellen Wachstumstreiber.
Halbleiter-Umsätze nach Hauptanwendungen
Quellen: ASMI, Gartner, Credit Suisse
Befürchtungen, wonach die Abnehmer in den vergangenen sechs bis neun Monaten doppelt geordert haben könnten und ihre Lagerbestände daher im 2. Halbjahr 2021 wieder abbauen müssten, seien übertrieben, seien doch derartige Vorgänge hauptsächlich in kleineren Endmärkten beobachtet worden. Man erkennt daher in der jüngsten relativen Schwäche von Halbleiteraktien eine Kaufgelegenheit, insbesondere da die Aufwärtsrevisionen der Gewinnprognosen ihren Höhepunkt noch nicht überschritten haben.
Passend dazu ist es auch mit Blick auf den Philadelphia Semiconductor Sector Index, dass dieser einen Boden gefunden zu haben scheint. Bei zuletzt gültigen 3.214,14 Punkten ist der Index jedenfalls dabei, sich wieder an das Schlussrekordhoch von 3.305,43 Punkten heranzupirschen. Und ein Sprung darüber wäre bekanntlich ein prozyklisches charttechnisches Kaufsignal.
Applied Materials, NVIDIA und TSMC haben beim TraderFox-Härtetest die Nase vorne
Bei den hauseigenen Analysen zu den interessantesten Aktien aus dem Halbleiter-Sektor streicht die Credit Suisse ASML (Quasi-Monopolist auf dem Markt für Lithografie-Anlagen zur Herstellung von Halbleitern), Infineon (Nummer eins im Markt für Halbleiter für die Autoelektronik) sowie Micron (führender Anbieter im Speichergeschäft als Kaufempfehlungen besonders heraus.
Insgesamt deckt die Schweizer Großbank intern die Aktien von 12 globalen Halbleiter-Herstellern ab. Wir haben diese mit Ausnahmen von MediaTek (ISIN: TW0002454006 – ausgeklammert aufgrund fehlender Datensätze) mit Hilfe unserer Datenbank einem TraderFox-Härtetest unterzogen. Und zwar wurden jeweils Checks zur Qualität, den Dividenden und zum Wachstum, ergänzt um den Piotroski F-Score (einer Zahl zwischen 0 bis 9 zur Bestimmung der finanziellen Stärke eines Unternehmens) durchgeführt.
Dazu muss man wissen, dass der TraderFox Qualitäts-Check jeder Aktie bis zu 15 Punkte zuweist. Wir verwenden dabei Kennzahlen, die sich in der Finanzwissenschaft durchgesetzt haben, um Quality von Junk zu unterscheiden. Das Besondere an unserem Qualitätscheck ist, dass die 15 Kriterien immer im Kontext zu den restlichen Aktien des Marktes betrachtet werden. Nach dem Prinzip: Eine Kennzahl gilt als erfüllt, wenn die Firma darin besser abschneidet als z.B. 65 % aller anderen Firmen des jeweiligen Referenzmarktes. Der Qualitäts-Check soll Anlegern erstens helfen, das Risiko bei Investments zu reduzieren und ist zweitens dazu gedacht, um auf hervorragende Investment-Chancen aufmerksam zu werden.
Der TraderFox Dividenden-Check wiederum weist jeder Aktie bis zu 15 Punkte zu. Es geht darum festzustellen, ob eine Aktie ein geeigneter Bestandteil eines Dividenden-Portfolios ist, mit dem Ziel, einen passiven, stetigen und wachsenden Zahlungsstrom zu generieren. Das Besondere an unserem Dividenden-Check ist, dass die 15 Kriterien immer im Kontext zu den restlichen Aktien des Marktes betrachtet werden. Nach dem Prinzip: Eine Kennzahl gilt als erfüllt, wenn die Firma darin besser abschneidet als z.B. 65 % aller anderen Firmen des jeweiligen Referenzmarktes.
Der Wachstums-Check prüft die Attraktivität von Wachstums-Aktien. Wachstums-Aktien sind keine Aktien zum sorgenfreien Kaufen und Liegenlassen. Wachstums-Aktien können auf Sicht von zwei bis drei Jahren außerordentliche hohe Gewinne abwerfen. Anleger müssen mit größeren Kursschwankungen und Fehlschlägen rechnen!
Dem Endresultat zufolge schneidet Applied Materials mit sehr guten 48 Zählern von 54 möglichen Punkten am besten ab, gefolgt von NVIDIA und TSMC, die sich mit jeweils 46 Punkten die beiden weiteren Podest-Plätze teilen. Ein Trio, das sich angesichts dieser Ergebnisse als kaufenswert anbietet. Von den Credit Suisse-Favoriten belegen Micron und Infineon nur die Plätze 9 bzw. 11, während ASML auf einem guten 4. Rang zu finden ist.
Platz 01:
Applied Materials (Gesamtpunktzahl: 48 von maximal möglichen 54 Punkten, ISIN: US0382221051)
QUALITÄTS-CHECK 14/15
DIVIDENDEN-CHECK 13/15
WACHSTUMS-CHECK 14/15
PIOTROSKI F-SCORE0 7/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Platz 02/03:
NVIDIA (Gesamtpunktzahl: 46 von maximal möglichen 54 Punkten, ISIN: US67066G1040)
QUALITÄTS-CHECK 15/15
DIVIDENDEN-CHECK 10/15
WACHSTUMS-CHECK 14/15
PIOTROSKI F-SCORE 07/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Platz 02/03:
TSMC (Gesamtpunktzahl: 46 von maximal möglichen 54 Punkten, ISIN: US8740391003)
QUALITÄTS-CHECK 14/15
DIVIDENDEN-CHECK 12/15
WACHSTUMS-CHECK 12/15
PIOTROSKI F-SCORE 08/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Platz 04:
ASML (Gesamtpunktzahl: 44 von maximal möglichen 54 Punkten, ISIN: NL0010273215)
QUALITÄTS-CHECK 14/15
DIVIDENDEN-CHECK 10/15
WACHSTUMS-CHECK 14/15
PIOTROSKI F-SCORE 06/09
Quelle: Wachstums-Check TraderFox
Platz 05:
Texas Instruments (Gesamtpunktzahl: 42 von maximal möglichen 54 Punkten, ISIN: US8825081040)
QUALITÄTS-CHECK 12/15
DIVIDENDEN-CHECK 13/15
WACHSTUMS-CHECK 11/15
PIOTROSKI F-SCORE 06/09
Quelle: Dividenden-Check TraderFox
Platz 06:
Samsung Electronics (Gesamtpunktzahl: 40 von maximal möglichen 54 Punkten, ISIN: US7960502018)
QUALITÄTS-CHECK 12/15
DIVIDENDEN-CHECK 11/15
WACHSTUMS-CHECK 10/15
PIOTROSKI F-SCORE 07/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Platz 07:
Intel (Gesamtpunktzahl: 39 von maximal möglichen 54 Punkten, ISIN: US4581401001)
QUALITÄTS-CHECK 15/15
DIVIDENDEN-CHECK 14/15
WACHSTUMS-CHECK 05/15
PIOTROSKI F-SCORE 05/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Platz 08:
Broadcom (Gesamtpunktzahl: 38 von maximal möglichen 54 Punkten, ISIN: US11135F1012)
QUALITÄTS-CHECK 13/15
DIVIDENDEN-CHECK 12/15
WACHSTUMS-CHECK 08/15
PIOTROSKI F-SCORE 05/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Platz 09:
Micron (Gesamtpunktzahl: 35 von maximal möglichen 54 Punkten, ISIN: US5951121038)
QUALITÄTS-CHECK 13/15
DIVIDENDEN-CHECK 06/15
WACHSTUMS-CHECK 11/15
PIOTROSKI F-SCORE 05/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Platz 10:
NXP Semiconductors (Gesamtpunktzahl: 34 von maximal möglichen 54 Punkten, ISIN: NL0009538784)
QUALITÄTS-CHECK 07/15
DIVIDENDEN-CHECK 10/15
WACHSTUMS-CHECK 11/15
PIOTROSKI F-SCORE 06/09
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Platz 11:
Infineon (Gesamtpunktzahl: 29 von maximal möglichen 54 Punkten, ISIN: DE0006231004)
QUALITÄTS-CHECK 11/15
DIVIDENDEN-CHECK 08/15
WACHSTUMS-CHECK 07/15
PIOTROSKI F-SCORE 03/09